Es war absehbar, dass es in der Schweiz zu wenig Dosen der Grippe-Impfungen gibt. Dass sich die Vorräte aber bereits Mitte Oktober dem Ende zu neigen, ist überraschend – und ein Problem. Denn gerade Risikogruppen wird empfohlen, dass sie sich im Corona-Jahr gegen die Grippe impfen.
Seit wir die Impfung anbieten, werden wir überrannt.
Die Präsidentin des Basler Apotheker-Verbands Lydia Isler-Christ nimmt kein Blatt vor den Mund: «Wir werden überrannt.» In ihrer Apotheke würden sie seit einer Woche Impfungen anbieten. «In dieser ersten Woche haben wir so viele Dosen gebraucht wie sonst in einem Monat. Das höre ich auch von meinen Kolleginnen und Kollegen», sagt Isler-Christ. Im Moment sei der Vorrat zwar noch nicht ganz aufgebraucht, doch er neige sich bereits dem Ende zu. Genaue Zahlen zu den Vorräten gibt es keine.
Auch Enea Martinelli, Spitalapotheker für mehrere Regionalspitäler im Berner Oberland und Spezialist für nicht lieferbare Medikamente, beobachtet den Engpass. «Etliche Hausärzte haben mich verzweifelt angerufen und um Nachschub gebeten. Leider musste ich alle abweisen.» Er bestätigt, die Impfstoffe sind bereits am Ausgehen.
Wie konnte das passieren?
Die Produktion der Grippe-Impfung wurde noch vor Corona geplant, die Bestellung auch. Die Produktion ist sehr aufwendig und kompliziert, deshalb ist es auch nicht möglich diese jetzt noch hochzufahren. In normalen Jahren lassen sich in der Schweiz rund 1.2 Millionen Menschen gegen die Grippe impfen.
Auch für diese Wintersaison hat die Schweiz dieselbe Menge an Dosen bestellt – viel zu wenig. Laut Bundesamt für Gesundheit selbst bräuchte es im Corona-Jahr nämlich rund doppelt so viele, also 2.5 Millionen Impfdosen.
Kleiner Zustupf im Dezember
Gegenüber SRF bestätigt der Impfstoffproduzent «Sanofi», dass auf Dezember weitere 500'000 Impf-Dosen in die Schweiz geliefert werden sollen. Aber selbst diese zusätzliche ausserordentliche Ladung kann den Bedarf nicht decken. Denn damit wären erst 1.7 Millionen Grippe-Impfungen auf dem Markt.
Wir haben bereits eine Warteliste.
Die Apothekerin Lydia Isler-Christ rationiert die Grippe-Impfungen bereits. «Für Stammkunden, die einer Risikogruppe angehören, lege ich eine Impfung auf die Seite. Laufkundschaft muss ich vertrösten und auf eine Wartliste setzen.»