Herbstzeit ist Messezeit und einen besonderen Stellenwert haben die Herbstmessen in den Städten Basel und Luzern. Während die Luzerner «Määs» Anfang Oktober über die Bühne geht, fällt der Startschuss zur Basler «Mäss» jeweils auf Ende Oktober. Dies ist bereits seit Jahrhunderten so.
Aber seit wann genau die beiden Messen existieren respektive welche Herbstmesse die älteste der Schweiz ist, in dieser Frage sind sich zwei Historiker nicht ganz einig. Vor kurzem hat nämlich der Luzerner Historiker Konrad Wanner ein interessantes Dokument entdeckt.
1374 oder 1471?
Dieses soll belegen, dass es die Luzerner «Määs» bereits vor 650 Jahren gegeben habe. Im Dokument ist aufgeführt, wie viel Geld die Stadt von den Händlern erhalten hat. «Das zeigt: Die Messe war bereits zu diesem Zeitpunkt richtig organisiert gewesen», sagt Wanner. Datiert ist das Dokument im Jahr 1374.
Knapp 100 Jahre später, im Jahr 1471, ist ein anderes Dokument datiert, nämlich das sogenannte Messeprivileg von Kaiser Friedrich II. Der Kaiser gab damit der Stadt Basel die Erlaubnis, eine Messe zu veranstalten.
Herbstmesse ist und war den Baslern wichtig
«Eine solche Urkunde gibt es sonst von keiner anderen Messe in der Schweiz», sagt der Basler Historiker Werner Meyer. Die Stadt Basel habe im 15. Jahrhundert extra ihren Bürgermeister Hans von Bärenfels zum Kaiser nach Regensburg geschickt, um diese Urkunde zu erhalten. Dies zeigt, wie wichtig der Stadt die Herbstmesse bereits damals war.
Auf dieses Messeprivileg beruft sich auch die Veranstalterin der «Mäss», die Stadt Basel, welche seit Jahren stolz verkündet: «Die Basler Herbstmesse ist die älteste und grösste Vergnügungsmesse der Schweiz». Was stimmt jetzt?
Beide Historiker betonen, generell könne man den genauen Beginn solcher Messen nicht festlegen. In Basel liegt der Ursprung beim Handel, weil die Stadt auf der wichtigen Nord-Süd-Route liegt, während in Luzern wohl auch kirchliche Feste Auslöser waren.
Rätsel bleibt ungelöst
Wanner: «Im Mittelalter und auch nachher war das Leben ja furchtbar langweilig. Darum sind dann die Leute bei jeder Gelegenheit zusammen geströmt. Dann kamen auch die, welche etwas verkaufen wollten, und so sind quasi vor den Kirchen Jahrmärkte entstanden.» Das Rätsel, welche Messe nun effektiv älter ist, bleibt demnach ungelöst.
Gut überliefert ist jedoch, wie es an Messen im Mittelalter zu und herging. «Ein üppiges Fest mit viel Essen und Trinken. An Messen waren Dinge erlaubt, die sonst verboten waren», sagt Historiker Wanner, und sein Basler Kollege ergänzt, dass es aus heutiger Sicht auch ziemlich skurrile Szenen gab: «Es wurden Dienstleistungen angeboten wie der Zahnbrecher, der den Leuten die kaputten Zähne zog, oder Steinschneider, welche Nieren- und Blasensteine entfernten.»
Kettenkarussell statt Zahnbrecher und Steinschneider
Zahnbrecher und Steinschneider gibt es heute nicht mehr. Im Zentrum der Basler «Mäss» und der Luzerner «Määs» stehen wilde Bahnen, Magenbrot und Zuckerwatte - ein Fest für alle Sinne. Welche Herbstmesse nun die ältere ist, dürfte den Tausenden von Besucherinnen und Besuchern dabei ziemlich egal sein.