Es ist ein zartes Pflänzchen, das gegenseitige Vertrauen der Schweizer Sozialpartner: In der Diskussion um das Rahmenabkommen mit der EU wurde vorletzten Sommer sehr viel Geschirr zerschlagen.
Inzwischen redet man wieder miteinander und findet sogar Lösungen für aktuelle soziale Probleme. So soll unter anderem eine neue Sozialleistung dazu dienen, die Akzeptanz der Personenfreizügigkeit zu erhöhen: die Überbrückungsleistung (ÜL) für ältere Arbeitslose.
Für Ständerat ist die Lösung zu teuer
Bundesrat Alain Berset hatte die ÜL mit den Sozialpartnern ausgehandelt – nicht zuletzt, weil er im Abstimmungskampf zur Begrenzungsinitiative der SVP, über die am kommenden 17. Mai abgestimmt wird, etwas Konkretes in der Hand haben wollte. Doch einer bürgerlichen Mehrheit des Ständerates sind die ÜL zu teuer. Das neue Sozialwerk wurde zusammengestutzt.
Tage später gehen die Wogen immer noch hoch. So empört sich SP-Präsident Christian Levrat: «Wir waren dabei, wieder eine pro-europäische Koalition aufzubauen. Und durch den Widerstand von Economiesuisse gegen die Vorschläge des Arbeitgeberverbands wurde das Ganze jetzt weitgehend infrage gestellt.»
Man wollte solchen Menschen helfen, die kurz vor der Pensionierung arbeitslos werden und nach zwei Jahren auf dem Sozialamt landen. Und damit auch die Personenfreizügigkeit mit der EU retten.
Es geht darum, das Thema aufzunehmen und jenen Kreisen, die wegen der Personenfreizügigkeit unter Umständen Probleme haben, eine Lösung anzubieten.
Auch beim Arbeitgeberverband herrscht Konsternation über den Entscheid des Ständerates. «Es geht darum, das Thema aufzunehmen und jenen Kreisen, die wegen der Personenfreizügigkeit unter Umständen Probleme haben, eine Lösung anzubieten. Und das tut die Überbrückungsleistung. Und deshalb stehen wir auch dahinter», sagt Roland Müller, der Direktor des Arbeitgeberverbandes.
Gemeinsam für ein wuchtiges Nein
Doch die Gegenseite hat ein weiteres Argument: Sie wollen den Gewerkschaften nicht auf Vorrat entgegenkommen, nur damit diese helfen, die SVP-Begrenzungsinitiative zu bekämpfen.
So müsse man laut Damian Müller, Ständerat (FDP/LU) «gemeinsam dafür einstehen, dass es ein wuchtiges Nein gibt.» Dann sei er bereit, mit den Gewerkschaften darüber zu sprechen, zu welchem Tarif und wie die Zukunft gestaltet werde. «Dass wir im Bereich der Überbrückungsleistung Lösungen erarbeiten müssen, ist klar», sagt Müller, «aber dann will ich, dass wir auch eine Lösung beim institutionellen Rahmenabkommen haben».
Vertrauensbasis fehlt
SP-Präsident Christian Levrat verteidigt seine Idee, aus dem Kampf gegen die Begrenzungsinitiative ein positives Momentum auszulösen, um in der Europa-Politik Fortschritte zu machen. «Dies bedingt, dass die Vertrauensbasis da ist.» Doch er gibt zu bedenken, dass diese wegen des Entscheids im Ständerat «krass fehle».
Die Sozialpartner hoffen nun auf den Nationalrat. Damit das neue Vertrauen ineinander nicht schon wieder zerstört wird.