Zum Inhalt springen
Audio
Kanton Bern mit neuen Regeln für die Hirschjagd
Aus Echo der Zeit vom 19.09.2024. Bild: zvg/SRF
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 40 Sekunden.

Hirschjagd im Kanton Bern Bestand senken statt Trophäe schiessen – neues Berner Jagdregime

Es gibt zu viele Rothirsche im Kanton Bern. Die Jagdinspektorin will sie stärker regulieren.

Zwei prächtige Hirschstiere spazierten Karl Balmer am ersten Jagdtag vor die Flinte. Doch der Berner Oberländer Jäger durfte nicht abdrücken. «Ich musste es zähneknirschend akzeptieren», so Balmer. Auch wenn er nicht der Trophäen wegen auf die Jagd geht, also mit dem Ziel, ein männliches Tier mit grossem Geweih zu schiessen.

Ein Jäger zwischen Bäumen
Legende: Jäger Karl Balmer braucht auf der Hirschjagd viel Geduld. SRF/Samuel Burri

Die neue Jagdregelung im Kanton Bern besagt, dass in der ersten Jagdwoche nur weibliche Rothirsche und Kühe gejagt werden dürfen. Das Ziel dahinter: den Hirschbestand zu regulieren. Das ist über die Hirschkühe leichter möglich. Weniger Weibchen bedeuten automatisch auch weniger Jungtiere.

Hirsche sorgen für Schäden im Wald

Für Jäger, die gerne ein stattliches Geweih an die Wand hängen, ist diese Schweizer Premiere in Bern unerfreulich. Weibchen und Jungtiere haben kein Geweih. Die neue Regelung habe für rote Köpfe gesorgt, erzählen Jägervereinspräsidenten. In der Jagdgruppe von Balmer aus Habkern hingegen herrscht Verständnis.

Hirschgeweihe hängen an der Wand
Legende: Zeichen einer erfolgreichen Jagd: Trophäen sind bei vielen Jägern beliebt. Keystone/Urs Flüeler

Denn Hirsche können massive Schäden anrichten, erzählt Jägerkollege Beat Zurbuchen, der als Förster arbeitet. «Die Hirsche fressen die Triebe junger Bäume», so Zurbuchen, «im Gebirge dauert es lange, bis ein neuer Baum wächst.» Aufgrund der Verbissschäden sei es notwendig geworden, den Hirschbestand zu regulieren. Die Zahl der Hirsche in der Schweiz hat sich innert 20 Jahren etwa verdoppelt.

Trophäenjagd als Männersache

Darum müssen nun eben primär Weibchen geschossen werden. Berns Jagdinspektorin Nicole Imesch erklärt: «Eine Hirschkuh hat ein Jungtier pro Jahr, ein Stier hingegen kann rund 20 Hirschkühe decken.» Tötet man also ein Männchen, dann springt einfach ein anderes in die Bresche. Die Fortpflanzung kann fast nur über die Weibchen gesteuert werden.

Eine Frau sitzt vor einem Poster mit zwei Hirschen
Legende: Die neue Berner Jagdinspektorin Nicole Imesch hat die Änderungen in der Hirschjagd angestossen. SRF/Samuel Burri

Darum sind in diesem Jahr zwei Drittel der zum Abschuss freigegebenen Tiere im Kanton Bern weiblich. Und in der ersten Jagdwoche durften gar ausschliesslich Kühe und Jungtiere geschossen werden. Das führte dazu, dass gewisse Jäger gar zu Hause blieben, so die Jagdinspektorin. Nicole Imesch lacht: «Der Trophäenkult ist eher eine männliche Angelegenheit.»

Wie die Schweiz den Hirsch bekämpft

Box aufklappen Box zuklappen

Die Zahl der Rothirsche hat stark zugenommen. Im Kanton Bern dürfen darum in diesem Herbst ein Drittel der 3000 Tiere geschossen werden.

Spezielle Abschussquoten für weibliche Tiere kennen auch andere Kantone, etwa Graubünden, wo es am meisten Hirsche gibt.

In Luzern wurde debattiert, ob nicht Wildhüter auf Hirschjagd gehen sollten. Und der Verband der Schweizer Waldbesitzer schlug unlängst vor, dass durch mehr Wölfe der Hirschbestand reguliert werden solle.

Wo die Abschusszahlen für den Rothirsch nicht erreicht werden, findet meist im November eine sogenannte Nachjagd statt.

Tierschützer monieren, dass der Hirschbestand auch anderweitig reguliert werden könne, beziehungsweise junge Bäume anders geschützt werden sollten.

Jäger Balmer hat in der zweiten Jagdwoche dann doch noch zwei Hirschstiere geschossen. Für die Geweihe hat es in der Stube aber kaum Platz: «Meine Frau sieht es nicht gern, wenn ich zu viel aufhänge.» Darum hängen Balmers Geweihe meist hinter dem Haus.

Drei Jäger laufen im Schnee
Legende: Bei der Drückjagd im Berner Oberland scheuchen Jungjäger das Wild auf. Samuel Burri/SRF

Ob Berns neues Jagdregime Erfolg zeitigen wird, ist noch offen. Es braucht Geduld. Wie die Jagd in der Septemberkälte oberhalb von Habkern.

Echo der Zeit, 19.9.2024, 18 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel