Fährt man über den Julierpass ins Engadin, führt die Passstrasse durch das kleine Dorf Mulegns. Nur noch 13 Personen wohnen hier. Die Kulturinstitution Origen hat im ehemaligen Zuckerbäckerdorf mehrere Liegenschaften gekauft und will aus dem Dorf eine neue Kulturstätte machen. Neuster Coup: die Wiedereröffnung des Hotels Löwe.
Im Salon passt das neue Tischtuch zum Muster auf dem Boden und dem Teppich. Damit jedes Detail passt, im frisch renovierten Hotel Löwe, braucht es Kapital – und es gelingt der Kulturinstitution Origen immer wieder, an solches zu kommen.
«Wir haben bislang sechs Millionen Franken in das Hotel investiert», sagt Origen-Gründer Giovanni Netzer. Sie hätten das ganze Gebäude saniert, die Dächer und die Fassade gemacht, die Fenster ertüchtigt, eine neue Heizung eingebaut und alle Leitungen im Haus neu gezogen.
2019 hat Origen das Hotel Löwe übernommen. «An die 600 Spenderinnen und Spender haben geholfen, das Ganze auf den Weg zu bringen», sagt Giovanni Netzer. «Das hat uns geholfen, das Hotel zu kaufen und die wichtigsten Sanierungsmassnahmen zu machen.» Sie hätten in den letzten Jahren immer Glück gehabt, dass irgendjemand geholfen habe: die kantonale Denkmalpflege zum Beispiel, einzelne grosse Stiftungen und viele kleine Donatoren.
Die Gemeinde St. Moritz gab Geld
Eine der Spenderinnen ist die Gemeinde St. Moritz. Die Gemeinde hat 135'000 Franken gespendet. Gemeindepräsident Christian J. Jenny ist überzeugt, dass dies gut angelegtes Geld ist: «Der Weg ins Oberengadin führt über Mulegns. Und die Geschichte mit Origen ist natürlich spannend.» Deshalb würden Leute, die nach St. Moritz unterwegs seien, auch hier noch Halt machen. Sein Fazit: «Das passt extrem gut zusammen.»
Auch der Kanton Graubünden unterstützt Origen. Für das Hotel Löwe gab es 380'000 Franken. Über eine Leistungsvereinbarung für Projekte werden jedes Jahr 350'000 Franken ausbezahlt.
Origen hat eine grosse Bedeutung für die Region.
Gut investiertes Geld ist für den Vorsteher des Kulturdepartements, Jon Domenic Parolini, klar: «Origen hat eine grosse Bedeutung für die Region Surses, mit einer Ausstrahlung kantonal, national – und teilweise sogar international.» Vor allem der rote Turm auf dem Julierpass hätte in den letzten Jahren eine Ausstrahlung gehabt. «Und das ist wirtschaftlich bedeutungsvoll für die Region, touristisch, aber auch kulturell.»
Der Ausbau soll noch weitergehen
Noch ist der Löwe nicht fertig restauriert. Im Anbau fehlt noch der ganze obere Stock. Um diesen Teil auch noch zu renovieren, muss Giovanni Netzer von neuem um Geld weibeln. Ganz bewusst werden deshalb bei Führungen durch das Haus auch die unfertigen Räumlichkeiten gezeigt.
Zum Beispiel die grösste Suite des Hotels mit vier Zimmern. Giovanni Netzer: «Diese Suite konnten wir noch nicht restaurieren. Sie kostet 200'000 Franken. Aber wir hoffen, dass wir das schaffen.»
Auch vor dem Hotel gibt es eine Baustelle. Hier soll es eine weitere Attraktion geben: Einen weissen Turm aus dem 3D-Drucker, in welchem kulturelle Veranstaltungen stattfinden sollen. Wenn alles nach Plan läuft, bereits ab September.