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Schweiz Höckerschwan gerät auf Abschussliste

Ein Vorstoss fordert, dass der Schutz des Schwanes gelockert und der Wildvogel auf die Liste der jagbaren Tierarten gesetzt wird. Bundesrat und Ständerat befürworten die Motion, am Mittwoch entscheidet der Nationalrat.

Der hierzulande weit verbreitete und geschützte Höckerschwan steht derzeit unter politischem Beschuss. Der Nidwaldner Alt-Ständerat Paul Niederberger will die Hürden für eine Regulierung der Schwanenbestände abbauen und Schwäne als jagbare Tierart einstufen.

Ohne natürliche Feinde und aufgrund des gesetzlichen Schutzes hätten sich mancherorts übermässige Schwanenpopulationen entwickelt, so Niederberger. Durch Verkotung verschmutzten die Tiere Spazierwege und richteten erhebliche landwirtschaftliche Schäden an.

So etwa in Buochs-Ennetbürgen im Kanton Nidwalden. Hier leben rund 40 Schwäne, die Bevölkerung und Bauern das Leben schwer machen. «Das Gras ist total verschmutzt, das können wir unseren Kühen nicht mehr verfüttern», ärgert sich Bauer Sepp Gabriel. Dies gefährde nicht nur die Gesundheit seiner Tiere, sondern auch die Nahrungsmittelkette.

«Man müsste Schwäne abschiessen»

Die Schwanenplage dauere bereits zehn Jahre an, so Gabriel. Die Vögel hätten sich durch nichts vertreiben lassen. Seit diesem Jahr dürfen im Kanton Nidwalden – mit Erlaubnis des Bundes – Schwaneneier angestochen werden, um den Bestand zu regulieren.

Der Bauer begrüsst diese Massnahmen zwar, das sei aber nicht genug: «Mit dem Eierstechen ist das Problem noch nicht gelöst». Es gäbe dann zwar weniger Jungtiere, aber die vierzig Schwäne seien noch immer hier. «Um diesen Bestand zu reduzieren, müsste man einige Schwäne abschiessen.»

Kommt die vorliegende Motion durch, wäre den Kantonen der Abschuss von Schwänen erlaubt – ohne Erlaubnis des Bundes. Von einem möglichen Abschuss der Tiere distanziert sich der Motionär Paul Niederberger jedoch: «Das wäre zu emotional.» Er setzte auf lieber auf «vernünftigere Methoden», wie das Anstechen oder Schütteln von Eiern.

«Geschützte Wildtiere generell unter politischem Druck»

Dass es zu Abschüssen von Schwänen kommen würde, davon ist Sara Wehrli vom Schweizer Tierschutz aber überzeugt: «Wenn es lokal zu Problemen mit Schwänen kommt, werden Abschüsse die einfachste und bequemste Methode sein.» Die Tierschützerin verurteilt den Vorstoss scharf und wittert dahinter politisches Kalkül: «Wir haben den Verdacht, dass dieser Vorstoss nicht nur auf den Schwan zielt, sondern generell auf den Umgang mit geschützten Tieren in der Schweiz.» So würden immer häufiger geschützte Tierarten zu «Konfliktarten» erklärt und politisch bekämpft.

Tatsächlich ist der Höckerschwan nicht das einzige geschützte Wildtier, das in dieser Frühlingssession im Visier der Bundesparlamentarier steht. Auch der hierzulande streng geschützte Wolf soll zum Abschuss freigegeben werden.

Seit Jahren spaltet die Frage, wie mit dem Wolf in der Schweiz umgegangen werden soll, Politik und Öffentlichkeit. Zwei neue Vorstösse wollen dem Wolf nun endgültig an den Kragen: Der Wolf soll ganzjährig und ohne Einschränkung gejagt werden dürfen. Die beiden entsprechenden Vorlagen kommen nächste Woche in den Ständerat.

Die Motion zur Lockerung des Schwanenschutzes haben Bundesrat und Ständerat bereits befürwortet. Über das Schicksal des Höckerschwans entscheidet morgen der Nationalrat.

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