- Das Geschäft von SBB Cargo läuft nicht rund. Corona hat die Lage noch verschärft. Zuletzt fuhr das Unternehmen einen Halbjahresverlust von 30 Millionen Franken ein.
- Der Präsident der Alpeninitiative, Jon Pult, fordert Bundeshilfen.
- Die neue SBB Cargo-Chefin befürwortet ein Anreizsystem, um die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene langfristig zu sichern.
- Anders sieht das Nils Planzer, Minderheitsaktionär der SBB Cargo. Planzer erwartet interne Einschnitte, auch fürs Personal.
Für Jon Pult geht es nicht ohne staatliche Hilfe. Der Bündner SP-Nationalrat will SBB Cargo indirekt stärken: «Man muss kreativ sein. Statt die Bahn zu subventionieren, sollten die Verlader gefördert werden. Man muss Anreize schaffen, damit mehr Firmen ihre Waren auf der Schiene statt auf der Strasse transportieren.»
«Abbaugefahr» bei SBB Cargo
SBB Cargo fährt seit Jahren Verluste ein. Das für den Gütertransport zuständige Tochterunternehmen der SBB, steht laut dem Präsidenten der Alpeninitiative vor einer unlösbaren Aufgabe: Mehr Güter auf die Schiene bringen und gleichzeitig rentabel sein. Pult zur «Rundschau»: «Es ist nicht möglich zu verlagern und gleichzeitig ein enges eigenwirtschaftliches Korsett zu tragen.»
Pult befürchtet, dass es zu einem «massiven» Abbau beim Angebot von SBB Cargo kommt und dadurch zu viel mehr Lastwagen auf den Schweizer Strassen. «Das kann nicht in unserem Interesse sein. Weder verkehrs- noch klimapolitisch». Auf dem Papier hat SBB-Cargo keinen Service-Public-Grundauftrag mehr. Gemäss Gütertransportgesetz müssen Angebote des Gütertransports auf der Schiene eigenwirtschaftlich sein.
SBB-Cargo-Chefin erwägt Staatshilfe
Désirée Baer leitet SBB Cargo seit dem vergangenen März. Eigenwirtschaftlichkeit hält sie für ein realistisches Ziel. «Wir werden diese Challenge packen», erklärt sie.
Dennoch befürwortet sie Pults Vorschlag für staatliche Verlade-Beiträge: «Eine Verlagerungspolitik mit den heutigen Rahmenbedingungen ist nicht einfach», so Baer. «Wenn man mehr Verlagerung möchte – und das nicht am Markt allein überlassen will, dann braucht es möglicherweise Anreizstrukturen, damit das auch im Binnenverkehr stattfindet.»
Planzer: Subventionen, nein danke!
Nicht begeistert von Subventionen sind die neuen, privaten Mitbesitzer von SBB Cargo. Für Transportunternehmer Nils Planzer, seit diesem Jahr Minderheitsaktionär von SBB Cargo, muss diese langfristig ohne Staatshilfe auskommen. «Der Auftrag ist Eigenwirtschaftlichkeit, deshalb sind wir mit Ausnahme der Covid-Gelder gegen Subventionen», sagt er.
Planzer schliesst nicht aus, dass es bei SBB Cargo zu einem weiteren Abbau kommt: «Persönlich bin ich der Meinung, dass es einen beträchtlichen Einschnitt geben wird. Es muss etwas Gesundes entstehen.» Was das konkret fürs Personal bedeutet, bleibt offen: «Mittelfristig wird es nicht die gleiche Anzahl Personen brauchen.» Cargo-Chefin Baer widerspricht: Zurzeit seien keine weiteren Abbau-Massnahmen geplant.