SBB-Konzernchef Andreas Meyer will im Güterverkehr weiter sparen, obwohl die Tochtergesellschaft SBB Cargo im vergangenen Jahr einen Gewinn von 12.9 Millionen Franken erzielt hat. Bis zum Fahrplanwechsel 2019/2020 sollen 170 Verladestationen mit geringer Güterfrequenz überprüft und allenfalls geschlossen werden.
Im Gegenzug will die SBB die grossen Verladestationen ausbauen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist diese Strategie nachvollziehbar. Klar ist aber auch: Je weniger dicht das Netz mit Verladestationen ist, desto mehr Lastwagen werden auf den Schweizer Strassen unterwegs sein.
Kleinteiliger Güterverkehr-Bereich schrumpft
Schweizweit unterhält SBB Cargo 344 Verladestationen. Über all diese Stationen betrachtet, hat SBB Cargo über die letzten Jahre bereits rund 40 Prozent des Güterverkehrs an die Strasse verloren. Das hat zum einen mit den notorischen Engpässen auf den Schweizer Schienen zu tun, zum anderen aber auch mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Im kleinteiligen Bereich des Güterverkehrs, wo nur einzelne Waggons in unregelmässigen Abständen verschoben werden, kann die Bahn nicht mit der Strasse mithalten. Hier ist der Transport mit dem Lastwagen für die Kunden günstiger und schneller. Das zeigen indirekt auch die Zahlen im vergangenen Jahr. Das Geschäft mit dem Einzelwagenladungsverkehr schrumpfte trotz rund laufender Wirtschaft um 2.4 Prozent.
Bahn hat im schweren Güterverkehr die Nase vorn
Anders die Situation im schweren Güterverkehr, wo SBB Cargo 2018 um 1.7 Prozent zulegte. Werden grosse Waggonladungen über längere Distanzen und regelmässig transportiert, hat die Bahn gegenüber der Strasse sowohl preislich wie auch zeitlich die Nase vorn.
Nun könnte argumentiert werden, dass der Güterverkehr nicht nur durch marktwirtschaftliche Kriterien, sondern auch durch die Absicht einer Verlagerung von der Strasse auf die Schiene geprägt sein sollte. Denn das ist grundsätzlich der politische Wille. Im gleichen Atemzug verlangt die Politik aber auch, dass SBB Cargo finanziell auf eigenen Beinen steht. Seit Anfang Jahr erhält Cargo denn auch keine Subventionen mehr.
Wenn SBB-Chef Andreas Meyer also betriebswirtschaftlich argumentiert, um den Abbau bei den Verladestationen zu rechtfertigen, kann ihm das kaum zum Vorwurf gemacht werden. Vielmehr muss sich die Politik überlegen, wie viel ihr eine sauberere Luft und weniger Staus auf der Strasse wert sind.