Früher war Saas-Fee bekannt für seine heimeligen Familienhotels. Mittlerweile sind viele dieser Hotels aber in die Jahre gekommen. Investitionen drängen sich auf. Doch die jüngste Generation will sich ein Gastgeber-Leben nicht mehr antun. Die Konsequenz: Familienbetriebe schliessen, die traditionelle Hotellerie geht verloren.
«15 bis 18 Stunden arbeiten pro Tag»
Vor 50 Jahren wurde das Hotel Etoile in Saas-Fee eröffnet. Rolf und Daniel Bumann führen den Betrieb in zweiter Generation. Doch nun ist Schluss. Er ist im Pensionsalter, und so ein Familienbetrieb brauche viel Herzblut, sagt Rolf Bumann.
«Wir haben sieben Tage die Woche gearbeitet, fünfzehn bis achtzehn Stunden pro Tag. Wer will sich das heute noch antun? Unsere beiden erwachsenen Kinder wollen das Hotel nicht übernehmen.» Nun wollen die Bumanns das Hotel verkaufen.
Holländischer Grossinvestor übernimmt
In Saas-Fee ist die Zahl der Familienbetriebe innerhalb von nur einer Generation von ehemals über fünfzig auf ein gutes Dutzend Hotels zurückgegangen.
Dafür entsteht im Saastal Neues. Grosse Hotelketten kaufen die Betriebe auf, erneuern und erweitern sie. Es stehen mehrere Projekte für den Bau von touristisch bewirtschafteten Ferienwohnungen an.
Die Eigentümer selbst dürfen ihre Wohnung in der Hochsaison nur während maximal drei Wochen nutzen.
Der holländische Immobilieninvestor Koen Lockefeer plant fünf Mehrfamilienhäuser mit über 40 Wohnungen. Das Projekt beinhaltet auch ein Restaurant und Wellness. Doch wer sich so eine Wohnung kauft, muss sie teilen.
«Jeder Eigentümer muss seine Wohnung betreuen lassen. Das heisst, die Wohnung wird vermietet. Die Eigentümer selbst dürfen ihre Wohnung in der Hochsaison nur während maximal drei Wochen nutzen», erklärt Lockefeer. Dafür sind die Wohnungseigentümer beteiligt an den Mieteinnahmen.
180 «warme», also stets belegte Betten würde er mit seinem 40-Millionen-Franken-Projekt in Saas-Fee schaffen, sagt Koen Lockefeer.
1000 neue warme Betten
Weitere Projekte von anderen Investoren stehen ebenfalls in den Startlöchern. Insgesamt sollen in den nächsten paar Jahren in Saas-Fee rund tausend warme Betten entstehen.
Umweltverbände beobachten diese Entwicklung sehr genau. Sie befürchten, dass in Saas-Fee ein Überangebot geschaffen werden könnte und die Eigentumswohnungen später in Zweitwohnungen umgewandelt werden.
Die Projekt- wie auch die Gemeindeverantwortlichen winken ab. Die Nachfrage sei gross, die Übernachtungszahlen würden seit Jahren ansteigen. Und der heutige Gast verbringe seine Ferien lieber in einem rundum betreuten Appartement, das mehr Freiheiten biete als ein Hotelzimmer.
Investitionsbedarf ist vorhanden in Saas-Fee, und der Strukturwandel in der Hotellerie schreitet voran. Auf der Strecke bleiben die traditionellen Familienbetriebe.