Zurzeit melden Skigebiete aus der Schweiz aufgrund des Schneemangels für die Feiertage schlechte Betriebszahlen. Können Skigebiete unterhalb von 2000 Metern überhaupt noch überleben? Zwei Beispiele zeigen, wie unterschiedlich die Reise verlaufen könnte.
Lungern setzt auf sanften Tourismus
Im Kanton Obwalden erinnern nur noch einzelne Überbleibsel wie der ehemalige Sessellift daran, dass hier mal Ski gefahren wurde. Seit sieben Jahren kommen die Gäste nicht mehr mit den Skiern, sondern mit Wander- oder Schneeschuhen an den Füssen.
Doch denen, die da sind, gefällt es: «Hier herrscht Ruhe, es hat keine Skilifte oder Massentourismus. Es ist fast schon ein wenig meditativ, hier zu wandern», sagt eine Besucherin aus dem nahegelegenen Emmen. Auch ein weiterer Gast stimmt ihr zu: «Es ist das grössere Erlebnis, wenn man alleine ist und die Ruhe geniessen kann.»
Bis 2012 war Lungern-Schönbühl ein beliebtes Skigebiet für Familien. Finanziell hatten die Verantwortlichen aber seit längerem zu kämpfen. Der Todesstoss kam, als ein Bahnmast umknickte und den Weiterbetrieb verunmöglichte. Der Betreiber musste Konkurs anmelden. Es übernahmen Theo Breisacher und seine Tochter Brigitte. Die beiden investierten 18 Millionen Franken in eine neue Bahn.
«Wir können uns selbst finanzieren, was eine gute Ausgangslage ist», sagt Brigitte Breisacher. Ähnlich tönt es beim Betreiber eines der zwei Restaurants auf dem Berg. «Wir sind überzeugt, dass es der richtige Weg war, einen Schritt zurück zu machen. Etwas anderes wäre in Lungern nicht möglich gewesen. Uns hätte das Wasser für die Beschneiung gefehlt», so Urban Ming vom «Berghüsli Schönbühl».
Grosse Pläne in San Bernardino
Auch in San Bernardino wird man erfinderisch. In den 1970er- und 80er-Jahren war San Bernardino eine beliebte Skidestination für Gäste aus Norditalien und dem Tessin. Mittlerweile sind die Bahnanlagen im Bündner Dorf seit mehreren Jahren zu. Pläne der Revitalisierung sind gescheitert. Nur noch ein Hotel ist geöffnet. Selbst Ortsansässige sprechen zuweilen von einer Geisterstadt.
Unter dem Label «San Bernardino Swiss Alps» will der Tessiner Immobilienunternehmer Stefano Artioli in den nächsten Jahren bis zu 300 Millionen Franken ins verkehrstechnisch gut angeschlossene Dorf investieren. Neue Hotels und Wohnungen mit 1500 Betten sollen entstehen. Das Projekt sieht drei neue unterirdische Parkhäuser vor. Im Dorf selbst sollen künftig nur Elektroshuttles fahren.
Bereits in einem Jahr soll das erste renovierte Hotel eröffnet und die Bergbahn in Betrieb genommen werden. «Wir werden die alte Anlage sanieren und instandsetzen.» Später soll dann bis auf 2600 Meter gebaut werden. 40 Millionen Franken sollen bis 2030 investiert werden. Die Verantwortlichen erwarten Unterstützung von Bund, Kantonen und privaten Sponsoren. Auch zwei neue Bergrestaurants soll es geben.
«San Bernardino liegt an der Verkehrsachse zwischen Zürich und Mailand. Mit dem Auto ist es für alle erreichbar», so Investor Stefano Artioli. Alleine im Grossraum Mailand-Como leben vier Millionen Menschen. Man wolle sich mit dem Angebot vor allem an wohlhabende Norditaliener richten. Eine Sportanlage und ein Fünf-Stern-Hotel mit Wellness und Spa soll sie künftig anziehen. Sollten die Pläne umgesetzt werden, dürfte es in San Bernardino schon in wenigen Jahren ganz anders aussehen.