In den Schweizer Wintersportorten unter 2000 Meter fehlt der Schnee – nicht zum ersten Mal über den Jahreswechsel.
Laut Christoph Marty vom Institut für Schnee und Lawinenforschung in Davos ist es innert zehn Jahren bereits das dritte Mal, dass über Weihnachten und Neujahr in den Bergen in mittleren Höhen kein Schnee liegt. Für ihn ist klar: «Langfristig ist eine eindeutige Häufung für derart schneearme Jahreswechsel festzustellen.»
Das hat viel mit der Klimaerwärmung zu tun. Meteorologe Marty spricht denn auch von einem aktuell extrem warmen Winter: «So warm war es Ende Dezember/Anfang Januar noch nie.»
Immer häufiger schneearme Jahreswechsel
Natürlich kann es später im Winter noch schneien – doch in den kommenden Jahren muss immer öfter mit derart warmem und scheearmem Wetter über die Festtage gerechnet werden.
So warm war es Ende Dezember/Anfang Januar noch nie.
Der Direktor der Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete, Thomas Egger, betont deshalb, dass sich jetzt vor allem die Tourismusverantwortlichen in tiefer und mittelhoch gelegenen Wintersportgebieten Gedanken über die Zukunft ihrer Destinationen machen müssten: «Wollen wir so weitermachen wie bisher – oder wollen wir uns neu positionieren?»
Wandern und Biken statt Skifahren?
Egger nennt konkret neue Winterangebote, wie etwa Winterwandern oder Wintervelofahren, aber auch zusätzliche Angebote im Sommer.
Schliesslich seien während der Corona-Pandemie im Sommer viele Schweizerinnen und Schweizer in die heimischen Berge gefahren. «Es gibt hier ein grosses Potenzial, noch mehr zu machen», ist Egger überzeugt.
Natürlich bleibe den Berggebieten nichts anderes übrig, als sich breiter aufzustellen, pflichtet Tourismusexperte Christian Laesser von der Universität St. Gallen bei.
Aber so einfach könne das wegbrechende Wintergeschäft nicht aufgefangen werden – weder mit einem zusätzlichen Sommerangebot noch mit einem breiteren Winterangebot. «Winterwanderwege und Snowbiken werden die gegenwärtige Nachfrage beim Wintersport nicht ersetzen können», ist er sicher.
Tiefer gelegene Bahnen chancenlos
Der Klimawandel verschärfe noch ein weiteres Problem, mit dem viele Bergbahnen auch mit genügend Schnee kämpften, sagt Christoph Schuck von der Technischen Universität in Dortmund. Er hat die Schweizer Bergbahnen genauer untersucht und stellte fest, dass viele schlicht zu wenig profitabel sind.
Beschneiungsanlagen sind eine Lebensversicherung für Skigebiete.
Die Skigebiete müssten gegen Alternativmöglichkeiten für Touristen wie Billigreisen kämpfen. «Deshalb findet auch ein Verdrängungswettbewerb statt: die grossen gegen die kleinen Wintersportgebiete.» So hätten in den letzten Jahren etwa 40 Prozent aller Schweizer Bergbahnen bereits den Betrieb aufgegeben.
Dabei stellte Schluck fest, dass davon vor allem Skigebiete betroffen waren, die nicht über künstliche Beschneiungsanlagen verfügen. «Technische Beschneiung ist so etwas wie eine Lebensversicherung für Skigebiete», betont Schuck. Deshalb seien Resorts, die überleben wollten, quasi dazu gezwungen, in Beschneiungsanlagen zu investieren.