Disentis kurz vor Neujahr. Es ist Festtagsbetrieb, doch die Talabfahrt ist grün und nicht befahrbar. «Wir haben zu warmes Wetter und viel zu wenig Schnee», sagt Stefan Arnold, Direktor der Bergbahnen.
Doch viel mehr Sorge bereitet die drohende Stromrechnung. In den kommenden zwei Jahren bezahlt Disentis neu siebenmal höhere Tarife. «Wir hatten einen langjährigen sehr guten Vertrag und jetzt hatten wir einfach Pech», sagt Stefan Arnold zur «Rundschau».
Die Bergbahnen müssen nun Strom sparen: Als Massnahme laufen die Anlagen teilweise langsamer.
Skitickets werden teurer
Wegen der höheren Tarife rechnen die Bergbahnen Disentis für diese Saison mit einem Verlust von 800'000 Franken.
Die Ticketpreise fürs Skifahren hat Disentis bereits im letzten März festgelegt, trotz Mehrkosten gibt es keine Erhöhung. Aber: «Nächste Saison kommen wir um eine Preiserhöhung nicht herum», sagt Verwaltungsratspräsident Marcus Weber. Haben sich die Bergbahnen bei den Verträgen «verpokert»? «Nein», sagt Weber. «Im Sommer waren die Preise wesentlich höher.»
Axpo: rekordhohe Strompreise wegen Ukrainekrieg
Stromlieferant bei Disentis ist Axpo. Die «Rundschau» hat den Stromkonzern wegen der massiven Preissteigerungen konfrontiert. Schriftlich teilt das Unternehmen mit, ihren eigenen Strom für 2023 habe Axpo bereits vor bis zu drei Jahren an Kunden in der Schweiz verkauft.
Beim Einkauf sei auch sie von den Preiserhöhungen und Turbulenzen auf den europäischen Energiemärkten massiv betroffen. Der Ukrainekrieg verursache in Europa rekordhohe Strompreise, so Axpo.
Bis vor Weihnachten abgewartet
So wie Disentis geht es auch anderen Skigebieten. Sie mussten teils neue Stromverträge mit Energiefirmen aushandeln, als die Preise letzten Sommer explodierten. Sörenberg/LU bezahlt nun seit Neujahr das Achtfache der alten Stromtarifs.
Auch die Klosters-Madrisa Bergbahnen bemühten sich letztes Jahr frühzeitig um einen neuen Stromvertrag. «Hätten wir im Sommer unterschrieben, würden wir jetzt das Neunfache des alten Preises bezahlen», sagt Roger Kunz, Co-Geschäftsleiter der Bergbahnen.
Es wurde abgewartet, verhandelt und erst kurz vor Weihnachten unterschrieben. Ein Vertrag über fünf Jahre, zu einem Preis von 23 Rappen pro Kilowattstunde, dreieinhalbmal so viel wie vorher. Wie bei Disentis ist der Stromlieferant Axpo.
«Betriebswirtschaftlich können wir das tragen, es war ein vernünftiger Entscheid», sagt Roger Kunz. «Aber eine Verachtfachung oder mehr wäre für uns problematisch geworden.»
Beschneien trotz hoher Strompreise
Bereits im alten Jahr hat das Skigebiet wegen der drohenden Vervielfachung der Tarife Stromsparmassnahmen eingeleitet. Seit Neujahr werden diese konsequent umgesetzt: Bahnen laufen bei weniger Aufkommen langsamer, Betriebszeiten werden angepasst, Sitzheizungen sind abgestellt.
Ungeplant wieder zum Einsatz kommen wohl die Beschneiungsanlagen. «Mit Schnee sind wir ja nicht verwöhnt», sagt Roger Kunz. «Der Strom ist zwar teurer geworden, aber wir werden die Beschneiungsanlagen wohl wieder punktuell in Betrieb nehmen müssen.»