Das Wichtigste in Kürze
- Home-Office, weniger Besuche von Freunden und Familie: Die Corona-Situation führt laut Tierschützern zu einer Zunahme der Hundekäufe in der Schweiz.
- Hierzulande sind so viele Hunde registriert wie nie zuvor. Bei den Tierheimen und Zuchtbetrieben gibt es lange Wartelisten.
- Dies führt zu einer Zunahme der Bestellungen von Hunden aus dem Ausland.
Normalerweise sind die Hundeboxen im Tierheim an der Ron in Root (LU) besetzt. Zurzeit aber sind viele leer. Und auch die Hunde, die noch im Heim sind, müssen wohl nicht lange auf einen Käufer warten. Seit dem Shutdown im Frühjahr wünschen sich viele Schweizerinnen und Schweizer einen Hund.
«Wir hatten im Frühling sogar Anfragen, ob ein Hund aus unserem Heim für zwei, drei Monate zu mieten sei», sagt Heimleiterin Petra Roos. «So etwas unterstützen wir natürlich nicht. Wer einen Hund will, soll langfristig Verantwortung übernehmen.» Roos befürchtet, dass Hunde vermehrt unbedacht gekauft und später ins Heim abgeschoben werden. «Wir prüfen die Käufer auf Herz und Nieren», sagt sie, «doch das ist leider nicht überall so.»
Noch nie waren so viele Hunde in der Schweiz registriert wie heute. Weil es wegen der grossen Nachfrage aber zu wenig Hunde aus Schweizer Heimen und Zuchten gibt, weichen immer mehr Käufer ins Internet aus. Dort werden Welpen in grosser Menge und Vielfalt angeboten. Hinter den süssen Bildern steckten laut Tierschutzorganisationen jedoch oft skrupellose Tierhändler. Sie produzierten Hundewelpen wie Ware in Tierfabriken.
Viele sterben beim Transport
Tierschützerin Susy Utzinger bekämpft diesen Handel seit Jahren mit ihrer Stiftung. «Die Hunde kommen dort unter schrecklichen Bedingungen zur Welt und werden viel zu früh von der Mutter weggenommen», sagt Utzinger.
«Den Weg in die Schweiz überleben viele Tiere nicht». Wer einen solchen Hund kauft, warnt Susy Utzinger, unterstütze diese Tierquälerei.
Zalando-Mentalität
Nicht nur Tierschützer sind besorgt, auch die Behörden. Der Kanton St. Gallen ist die Einfallspforte des Welpenhandels aus Osteuropa in die Schweiz.
Matthias Diener ist in St. Gallen als Tierarzt beim kantonalen Veterinäramt zuständig für den Import und Export. Er stellt bei den Käufern eine «Zalando-Mentalität» fest: «Die Welpen werden bei fragwürdigen Händlern im Ausland bestellt. Wenn der Hund nicht passt, werden sie ins Heim abgeschoben», sagt der Tierarzt.
Die Nachfrage nach Hunden in der Schweiz sei wegen Corona so stark gestiegen, dass die Welpen aus Osteuropa unterdessen gleich viel kosten würden wie solche aus Schweizer Zuchten. «Die Margen steigen für die Händler aus Osteuropa und auch für deren Zwischenhändler in der Schweiz», sagt Matthias Diener.
Eine französische Bulldogge, die in der Schweiz immer beliebter ist, bekommt man im Internet mit Lieferung aus Osteuropa für 1200 Euro.