Immer mehr junge Geflüchtete machen nach ihrer Einreise in die Schweiz eine Ausbildung. Dasselbe gilt für Junge, die vorläufig aufgenommen sind. Das zeigt eine neue Studie des Bundesamtes für Statistik. So hat mehr als die Hälfte von jenen, die 2017 in die Schweiz kamen, eine Ausbildung abgeschlossen. Fünf Jahre davor lag die Zahl noch deutlich tiefer bei 37 Prozent.
Die BFS-Daten zeigen, dass die Angebote von den jungen Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen genutzt werden.
Ab 2019 hätten die Bestimmungen der Integrationsagenda von Bund und Kantonen ihre Wirkung entfaltet, stellt Professor Gianni D’Amato von der Universität Neuenburg zur statistisch gesicherten Zunahme fest. Laut dem Migrationsforscher versuchen die meisten jungen Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommenen, zwei Jahre nach der Einreise in die verschiedenen Bildungsangebote einzusteigen.
Die Integrationsagenda und die entsprechenden Investitionen umfassen unter anderem die Sprachförderung und die Abklärung der Fähigkeiten von Interessierten. Neben diesem Assessment nennt D’Amata das Job-Coaching und den erleichterten Zugang zu Bildungsprogrammen. «All das hat gewirkt. Die BFS-Daten zeigen, dass die Angebote von den jungen Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen genutzt werden.»
Gemäss unseren Daten ist das Interesse bei jungen Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen gross.
D’Amato geht davon aus, dass in Zukunft die Zahlen noch steigen werden. In fünf Jahren werde sich zeigen, ob sich diese Prognose bewahrheitet: «Gemäss unseren Daten ist das Interesse bei jungen Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen gross.»
Die BFS-Studie zeigt aber auch auf, dass die Bildungsbeteiligung von jungen Frauen deutlich hinter jener der Männer zurückbleibt. Betroffen seien insbesondere junge Mütter, die ihre Kinder nicht temporär anderweitig unterbringen könnten, erklärt D'Amato. Dies sei tatsächlich ein grosses Problem neben all den anderen Schwierigkeiten. Darunter die Sprache, die so schnell wie möglich erlernt werden soll, um gesellschaftlich eine Form der Anerkennung zu finden.
Mit der Integrationsagenda haben sich Bund und Kantone ehrgeizige Ziele gesetzt. So sollen dereinst zwei Drittel aller jungen Geflüchteten und vorläufig Aufgenommenen zwischen 16 und 25 Jahren innert fünf Jahren nach der Einreise eine Ausbildung machen können. Um dies zu erreichen, müsse diese Form der Integration beständig weiter gefördert werden, sagt D'Amato. Letztlich brauche es aber auch Geduld.
So wie es jetzt ausschaut, sind die jungen Menschen willens, einen Platz in der Schweiz zu finden.
Die jungen Menschen seien offensichtlich gewillt und motiviert, einen Platz in der Schweiz zu finden, betont D'Amato. Dies zeige sich insbesondere dadurch, dass die sehr jungen Flüchtlinge zwischen 16 und 17 Jahren viel stärker an den Bildungsangeboten und Förderprogrammen teilgenommen hätten.
«Sie sehen, dass das für ihre persönliche Entwicklung wichtig ist, unabhängig davon, ob sie bleiben könnten oder später irgendwo anders seien», so D'Amato weiter. Letzteres sei wiederum eher unwahrscheinlich: «Unsere Studien zeigen, dass die vorläufig Aufgenommenen eine grosse Bleibeberechtigung haben und also sehr lange in der Schweiz bleiben.»
Brücke zum Arbeitsmarkt
Laut D'Amato ist es wichtig, dass die Sprachförderung beibehalten wird und dass die Programme so koordiniert werden, dass sie eine Brücke zum effektiven Arbeitsmarkt bilden. Ebenso müsse die Betreuung dieser jungen Leute gewährleistet bleiben, um allfällige spätere Schwierigkeiten überwinden zu können.