Einen Bachelorabschluss als Elektroingenieurin habe Narges Zekavatbakhsh in ihrer Heimat Iran absolviert. «Ich hatte in der Öl- und Gasindustrie gearbeitet. Ich habe diese Arbeit geliebt.» Vor vier Jahren ist sie mit ihrer Familie in die Schweiz geflüchtet. Eine Anstellung hat sie hier aber trotz Fachkräftemangels nicht gefunden.
«In der Schweiz sind gute Sprachkenntnisse und Berufserfahrung wichtig», sagt Zekavatbakhsh. Ihre Deutschkenntnisse sind aber noch lückenhaft. Hier bekommt die Iranerin Unterstützung vom privaten Verein «Zrächtcho».
Es braucht weltoffene Arbeitgeber.
Die Mitgründerin und Geschäftsleiterin des Vereins, Mirjam Würth, sagt: «Geflüchtete brauchen viel Unterstützung.» Viele wüssten nicht, wie die Schweiz funktioniere. Und: «Es braucht auch weltoffene Arbeitgeber, die bereit sind, einen Schritt mehr zu tun. Im Gegenzug bekommen sie Arbeitnehmende, die meistens sehr loyal sind.»
Diplome oft nicht anerkannt
Der Verein hilft geflüchteten Menschen bei der Suche nach einer passenden Stelle. So habe zum Beispiel der Ehemann von Narges Zekavatbakhsh bereits eine Stelle in der Schweiz gefunden, erzählt die Elektroingenieurin. Das habe die Situation der Familie verbessert. Sie konnten das Asylheim verlassen und in eine eigene Wohnung ziehen. Ihr Sohn besuche hier die Schule und spreche fliessend Schweizerdeutsch.
Bei ihrer Suche nach Arbeit erhält Narges Zekavatbakhsh jetzt ein Coaching. «Es geht darum, die Fähigkeiten und Interessen auszuloten», sagt Adam Sowulewski von «Zrächtcho». Auffällig sei, dass eine gute Ausbildung in der Heimat die Stellensuche in der Schweiz nicht unbedingt einfacher mache. Oft würden nämlich ausländische Diplome nicht anerkannt.
Berufscoach Sowulewski informiert zum Beispiel über Möglichkeiten zur Weiterbildung oder vermittelt zum Einsteigen etwa ein Praktikum.
Meistens gebe es über Umwege eine Lösung. Beim Verein «Zrächtcho» würden rund 70 Prozent der Jobcoachings zu einem Erfolg führen, also zu einer Festanstellung. Die Nachfrage für eine Unterstützung sei hoch, heisst es von «Zrächtcho». Gesucht seien vor allem Firmen, die offene Stellen auch mit Migrantinnen und Migranten besetzen wollten.
Denn für eine erfolgreiche Vermittlung braucht es gemäss dem Verein auch Arbeitgeber, die Menschen, die in die Schweiz geflüchtet sind, anstellen. Dafür arbeitet «Zrächtcho» zum Beispiel mit der Firma Angenstein-Estech AG zusammen.
Geschäftsleiter Franz Imwinkelried hat bereits Erfahrungen mit der Anstellung von Geflüchteten gesammelt. Klar, ganz reibungslos sei das nicht immer verlaufen. Imwinkelried erinnert sich an einen geflüchteten Mann, der bei ihm die Lehre gemacht hat: «Er musste zuerst den Umgang in der Firma lernen: Pünktlich und zuverlässig sein, Ordnung halten; die typischen Schweizer Eigenschaften.»
Wir müssen den Geflüchteten eine Chance geben. Dann ist Migration eine Chance.
Am Schluss sei es aber eine sehr gute Erfahrung gewesen. Der Mann habe seine Lehre mit guter Note abgeschlossen und bei Angenstein-Estech AG eine Festanstellung erhalten. Für die Firma sei er ein wertvoller Mitarbeiter.
Franz Imwinkelried ermuntert auch andere Unternehmen, diesen Schritt zu wagen. «Wir müssen den Geflüchteten eine Chance geben. Dann ist Migration kein Problem, sondern eine Chance.»
Auf eine Chance hofft auch Narges Zekavatbakhsh. Ähnlich wie viele andere Geflüchtete kann sie es kaum erwarten, wieder zu arbeiten.