Heute landet jeder Arbeitsvertrag einer Ukrainerin oder eines Ukrainers mit Flüchtlingsstatus S auf einem Behördentisch: Die Kantone kontrollieren, ob der Lohn korrekt ist und kein Lohndumping vorliegt.
In den allermeisten Fällen geben die Behörden grünes Licht: Der Kanton Zürich zum Beispiel bewilligt weit über 90 Prozent aller Arbeitsverträge. Auch deshalb seien diese Kontrollen unnötig, findet die grünliberale Nationalrätin Corina Gredig.
Sie will die Bewilligungspflicht streichen. «Die Ukrainerinnen und Ukrainer würden davon profitieren, weil heute der bürokratische Aufwand viele abschreckt», sagt Gredig. Auch für Arbeitgeber werde es ohne Bewilligungspflicht attraktiver und die Behörden hätten weniger Arbeit.
Bundesrat lenkt ein
Gredig hat sich in der zuständigen Nationalratskommission mit Politikerinnen und Politikern von links bis zur Mitte zusammengetan: Gemeinsam haben sie nun auch den Bundesrat überzeugt. Neu will auch er auf die Bewilligungspflicht verzichten: Ukrainerinnen müssten einen Job den Behörden nur noch melden.
Daniel Bach vom Staatssekretariat für Migration begründet die neue Position mit einer neuen Zielvorgabe: Der Bundesrat wolle den Anteil der ukrainischen Flüchtlinge mit Job innert eines Jahres von heute 20 auf 40 Prozent verdoppeln. «Der Bürokratieabbau ist eine der Massnahmen und erhöht den Anreiz für Arbeitgeber, Ukrainerinnen und Ukrainer anzustellen», so Bach.
Ziel sei es auch, dass die Flüchtlinge die Sozialsysteme weniger belasten würden. Die Gefahr von Lohndumping sei kleiner als noch vor einem Jahr, weil die ukrainischen Flüchtlinge die Schweizer Verhältnisse inzwischen besser kennen würden.
SVP warnt vor Rosinenpicken
Doch nicht alle wollen die Bewilligungspflicht aufgeben. Die SVP wehrt sich. «Erleichterungen für Flüchtlinge mit Status S wäre eine Rosinenpickerei», sagt Nationalrätin Martina Bircher. Die SVP verlange stattdessen Verschärfungen bei dieser Flüchtlingsgruppe – da könne es nicht sein, dass man Erleichterungen gewähre.
Auf der Bremse stehen auch FDP-Politiker: Sie wollen das Thema erst später anschauen – zusammen mit anderen Reformen rund um den Flüchtlingsstatus S. In wenigen Wochen entscheidet der Nationalrat. Stand heute könnte sich Mitte-Links durchsetzen und Ukrainerinnen und Ukrainern den Weg frei machen zum Job ohne «amtliche Bewilligung».