Spargelernte ist ein Knochenjob, für den sich nur schwer jemand findet. Die Ukrainerin Natalia Karut ist sich nicht zu schade: «Arbeit ist mir wichtig. Deswegen bin ich dankbar für diese Möglichkeit im Feld zu arbeiten.» Doch eigentlich könnte Natalia Karut noch ganz anderes. Sie ist gelernte Operations-Assistentin und Hebamme mit 30 Jahren Berufserfahrung. Mit ihr arbeiten auf dem Feld im zürcherischen Wil eine Ärztin und eine Lehrerin, alle aus der Ukraine.
Schwierige Stellensuche
Eine eigenartige Erfahrung für die Bäuerin Amina Lamprecht. «Für mich ist das natürlich sehr gut. Ich hatte noch nie so qualifiziertes Personal. Aber für sie ist es wohl nicht so befriedigend, diese Arbeit zu machen, obwohl sie so gut ausgebildet sind und hier auch ein Mangel ist in diesen Berufen», sagt die Bäuerin gegenüber der «Rundschau».
Die Stellensuche – auch für Assistenzstellen in der Gesundheit – erlebt Natalia Karut als sehr schwierig: «Die Arbeitgeber denken, dass man bald wieder ins Heimatland geht. Sie wollen keine Leute mit Status S einstellen.»
Nur jede Sechste findet Arbeit
So wie Natalia Karut geht es vielen. Nur 17 Prozent der Flüchtlinge aus der Ukraine finden Arbeit. Dabei haben 70 Prozent der Flüchtlinge studiert.
Claire Beck rekrutiert selbst seit Jahren für eine Grossbank Personal. In ihrer Freizeit engagiert sie sich bei Capacity, einer Selbsthilfeorganisation von Migrantinnen.
Dass in der Schweiz nur jede sechste Ukrainerin Arbeit finden, dafür sieht sie nur eine Erklärung: «Aufenthaltsbewilligungen sind immer ein Thema.» Dass die S-Bewilligung nur noch bis nächsten März gelte, sei ein Problem. Arbeitgeber würden befürchten, dass die Leute dann wieder gehen.
Kanton Zug macht es vor
Besonders in städtischen Gebieten finden Flüchtlinge schwer Arbeit: In Genf sind es 7 Prozent, in Basel-Stadt 12 Prozent. Eine Ausnahme ist Zug mit 27 Prozent. Warum gelingt die Integration in Zug besser als anderswo?
Christian Murbach ist Abteilungsleiter Soziale Dienste des Kantons Zug. Er sagt: Am Anfang des Zuger Erfolgs stehe eine Standortbestimmung mit jedem einzelnen Flüchtling.
«Also man ist hin gesessen mit den Schutzbedürftigen aus der Ukraine und hat abgeklärt, was ihr beruflicher Hintergrund ist, wie viel Berufserfahrung sie haben, welchen Bildungsstand und welche Sprachkenntnis. Und so haben wir schnell ein differenziertes Bild bekommen.»
In Zug boomt die Wirtschaft. Englisch ist vielerorts Arbeitssprache. Aber erst die Standortbestimmung erlaubte gezielte Unterstützung.
Schnell Deutsch lernen
Yana Vorontsova sucht seit einem Jahr Arbeit. Ihre Beobachtung: «Auf dem Schweizer Markt sind wir Leute, die an unbekannten Universitäten studierten und für unbekannte Firmen gearbeitet haben.» Niemand realisierte, was sie als Finanzchefin für eine marktführende Firma geleistet habe. Um sich erklären zu können, will sie Deutsch lernen. Und damit das schneller geht, ergänzt sie die offizielle Deutschklasse mit einem Intensiv-Kurs.