Der Zugersee braucht eine künstliche Lunge – und zwar bald. Laut Angaben des Kantons Zug ist der See nämlich heute immer noch derjenige in der Schweiz, der am stärksten mit Phosphor belastet ist.
Der Phosphor sorgt im See für Algenwachstum. Die absterbenden Pflanzen entziehen dem Wasser den Sauerstoff. Ab einer Tiefe von 160 Metern ist der See praktisch sauerstofffrei.
Der Kanton Zug plant deshalb bei Walchwil eine Belüftungsanlage. Diese soll dem See reinen Sauerstoff oder Luft geben können. Die Druckluft soll über fünf Leitungen zu sogenannten Diffusoren gelangen, an der tiefsten Stelle im Südbecken des Sees. Das Verfahren soll für mehr Zirkulation sorgen und das Wasser besser durchmischen.
Die Anlage am Zugersee soll 11.2 Millionen Franken kosten. Für den jährlichen Betrieb rechnet die Zuger Regierung mit Kosten von rund 600'000 Franken. Diese Beträge sollen die Anrainerkantone Zug, Luzern und Schwyz untereinander aufteilen.
Gegner bezweifeln Nutzen der Belüftung
Der Kanton Schwyz macht diesen Plänen nun aber einen Strich durch die Rechnung. Das Kantonsparlament will sich am Projekt finanziell nicht beteiligen. Es hat die Ausgabenbewilligung mit 54 zu 43 Stimmen abgelehnt. Mitte, SP, Grüne und GLP sprachen sich für die Ausgaben in Höhe von 2.3 Millionen Franken aus. Die SVP und die FDP waren dagegen.
Sie bezweifelten insbesondere den Nutzen der Seebelüftung. Sepp Marty (FDP) argumentierte in der Debatte, ähnliche Projekte hätten nicht den gewünschten Effekt gebracht.
Sein Parteikollege Reto Keller sagte, der Zugersee sei nicht tot. Nur in der Tiefe habe er zu wenig Sauerstoff. Das Projekt habe ein ungenügendes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Rupert Suter (SVP) argumentierte ähnlich. Er erklärte, dass sich der See von selbst erholen werde.
Bruno Beeler (Mitte) bezeichnete diese Haltung als Illusion. In der Tiefe des Sees bewege sich nichts mehr ohne ein Eingreifen. Das Parlament dürfe vor dieser Altlast nicht die Augen verschliessen.
Elsbeth Anderegg Marty (SP/Grüne) unterstützte die Belüftung ebenfalls. Der Kanton Schwyz gehöre zum Konkordat Zugersee. Es wäre bedenklich, wenn der Kantonsrat in «neu-amerikanischer Manier» die Solidarität über den Haufen werfe.
Neue Ausgangslage für das Projekt
Im Nachbarkanton Zug wurde die Parlamentsdebatte in Schwyz aufmerksam verfolgt. Der Zuger Baudirektor Florian Weber sagt auf Anfrage, er nehme den Entscheid zur Kenntnis. Mit dem Nein des Schwyzer Kantonsrats gebe es jetzt eine neue Ausgangslage für das Projekt.
«Wir wollen jetzt mit den Regierungen und den Fachämtern von Schwyz und Luzern das Gespräch suchen.» Es brauche nun eine neue Auslegeordnung. Anschliessend werde die Zuger Regierung noch einmal über das Projekt beraten. «Wir haben eine grosse Vorarbeit geleistet», so Florian Weber. Wie eine neue Finanzierung der Belüftung des Zugersees aussehen könnte, dazu könne er sich momentan noch nicht äussern.