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Internationale Zusammenarbeit «Unser Beitrag ist ein Mehrwert und wir bringen Expertise mit»

Das Parlament hat bei der Entwicklungs­zusammen­arbeit Kürzungen im Umfang von 110 Millionen Franken beschlossen. Das hat Auswirkungen auf die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza). Direktorin Patricia Danzi reiste vor kurzem in den Südsudan und besuchte dort Schweizer Entwicklungsprojekte.

Patricia Danzi

Direktorin Deza (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit)

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Patricia Danzi arbeitete ab 1996 beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Am IKRK-Sitz in Genf war sie stellvertretende Einsatzleiterin des Bereichs Horn von Afrika und hatte von 2008 bis 2015 die operative Leitung des amerikanischen Kontinents inne. Ab Mai 2015 leitete sie die Regionaldirektion Afrika. Im Mai 2020 wurde sie Direktorin der Deza.

SRF News: Sie waren kürzlich im Südsudan. Was bedeuten solche Besuche für Sie?

Patricia Danzi: Es ist sehr wichtig, sich vor Ort zu begeben. So erfährt man direkt, wie die Lage aussieht. Zwar kann man auch viel darüber lesen oder sich sonst informieren, aber es ersetzt keinen Augenschein vor Ort.

Was bleibt Ihnen am stärksten in Erinnerung?

Mir ist immer wieder aufgefallen, wie offen die Bevölkerung Flüchtlinge und Rückkehrer willkommen heisst. Sie haben selbst nicht viel, teilen aber, was sie haben, weil sie aus eigener Erfahrung wissen, was es heisst, auf der Flucht zu sein. 

Uns ist es ein Anliegen, [...] der Bevölkerung vor Ort zu zeigen, dass uns ihre Situation nicht egal ist und wir da sind.

Die Welt befindet sich in einer Multikrise. Ist die Reise in den Südsudan ein Zeichen, dass man die Menschen dort nicht vergessen hat?

Uns ist es ein Anliegen, den Partnern, den Behörden und vor allem der Bevölkerung vor Ort zu zeigen, dass uns ihre Situation nicht egal ist und wir da sind. Die Schweiz hat in den letzten 18 Monaten ihr Programm laufend den Gegebenheiten angepasst, um die Bevölkerung im Südsudan zu unterstützen. Das ist immer eine Abwägung: Wo gibt man weniger, wenn nicht mehr Gelder gesprochen werden? 

Auch die Internationale Zusammenarbeit (IZA) in der Schweiz kommt unter Druck. Mit welchen Auswirkungen? 

Die Kürzung der IZA um 110 Millionen Franken für 2025, die das Parlament beschlossen hat, ist nicht einfach umzusetzen, weil sie sehr kurzfristig kommt. Dazu kommt noch das «Entlastungspaket» des Bundes, das die IZA ab 2026 mit mehreren hundert Millionen Franken belasten wird.

Unser Beitrag stellt einen qualitativen Mehrwert dar und wir bringen Expertise mit.

Müsste man die Hilfe stärker priorisieren?

Die Deza arbeitet mit verschiedenen Budgets für die humanitäre, die bilaterale und die multilaterale Zusammenarbeit. Die Kürzungen betreffen die bilaterale und die multilaterale Zusammenarbeit, geben also schon eine Priorisierung vor. Das heisst, weniger Beiträge an Partnerorganisationen, sich aus Projekten oder Ländern zurückziehen und geplante Vorhaben nicht starten. Das steht alles zur Diskussion. 

Neben den grossen Ländern, die vor Ort tätig sind, fällt der Schweizer Beitrag verglichen eher klein aus. Braucht es die Unterstützung der Schweiz überhaupt?

Die Schweiz bietet einen Mehrwert, weil sie vor Ort präsent ist. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz. Da findet auch Friedensförderung ihren Platz. Das ergibt eine umfassende Schweizer Antwort.

Wir sind ein Partner, der langfristig denkt und wir sind auch ein Partner, der Organisationen wie die UNO oder das IKRK mit Kernbeiträgen unterstützt. Deswegen haben wir einen Platz am Tisch mit den anderen grossen Geberländern. Weil unser Beitrag qualitativ einen Mehrwert darstellt und wir Expertise mitbringen.

Wie stellen Sie sicher, dass das Geld dort ankommt, wo es am nötigsten gebraucht wird?

Wir überprüfen unsere Projekte systematisch, und zwar vor Ort. Wir sind die Direktion in der Bundesverwaltung mit den meisten externen Evaluationen. Wirkung erzielen und messen hat bei uns hohe Priorität. Darauf setzen wir in dieser Strategieperiode einen starken Fokus. Wir wollen uns als Partner und Geber ständig verbessern. Wir wollen noch effizienter werden. Und wir wollen auch, dass der Steuerzahler weiss, wohin das Geld für die Entwicklungs­zusammen­arbeit fliesst und was es bewirkt.

Das Gespräch führte Simon Roth.

Samstagsrundschau, 18.01.2025, 11:30 Uhr ; 

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