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Die Gefahren für das Bünder Südtal Misox wurden teilweise falsch eingeschätzt.
Aus Regionaljournal Graubünden vom 25.11.2024. Bild: KEYSTONE
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Jahrhundertereignis im Misox Unwetter in Graubünden: Behörden haben Gefahr unterschätzt

Im Sommer kam es im Misox zu tödlichen Unwettern. Eine Untersuchung zeigt nun: Die Gefahr wurde falsch eingeschätzt.

Im Sommer verwüsteten schwere Unwetter das Bündner Südtal Misox. Starke Regenfälle lösten Murgänge und Überschwemmungen aus. Besonders betroffen war die Gemeinde Lostallo, in der mehrere Menschen ihr Zuhause verloren. Die Bilanz der Katastrophe: Zwei Tote, eine vermisste Person, eine beschädigte Autobahn und weitere Schäden in der Höhe von mindestens 38 Millionen Franken.

Nun offenbart eine externe Untersuchung im Auftrag des Bündner Amtes für Wald und Naturgefahren (AWN): Die Gefahr durch Geröll und Schutt wurde in den Gefahrenkarten teilweise «bedeutend» unterschätzt – auch im Weiler Sorte, wo zwei Menschen ums Leben kamen. Am 21. Juni 2024 war mehr Material in Bewegung, als ursprünglich angenommen. Dies gab das AWN heute an einer Medienkonferenz bekannt.

Was sind die Erkenntnisse?

Die Untersuchung habe ergeben, dass in zwei Dritteln der analysierten Bäche das Ereignis als «grosses bis sehr grosses» Ereignis eingestuft wird, das nur alle 100 bis 300 Jahre vorkomme.

Bild der Verantwortlichen
Legende: Die Verantwortlichen des Kantons präsentieren die Ergebnisse der Gefahrenanalyse (v. l. n. r.): Andri Largiadèr (Forstingenieur), Regierungsrätin Carmelia Maissen und Urban Maissen (Leiter Amt für Wald und Naturgefahren). SRF/Valentina De Vos

Die Expertengruppe habe festgestellt, dass in der Region besonders viele Ereignisse passiert sind. «Fast in jedem Bach zwischen Cama und Cabbiolo gab es einen Murgang», schrieb das AWN in einer Medienmitteilung.

Für die Murgänge sei eine Reihe von sehr starken Gewittern verantwortlich gewesen. Am 21. Juni 2024 habe es zwei kurz aufeinanderfolgende Starkniederschlagsphasen gegeben, die eine Intensität aufwiesen, wie sie nur alle 30 Jahre vorkomme.

Als man 2013 die Gefahrenkarte erarbeitet hat, hat man das mit bestem Wissen und Gewissen gemacht.
Autor: Carmelia Maissen Bünder Regierungsrätin

Laut AWN beschrieben die Gefahrenkarten bei einem Drittel der 18 untersuchten Bäche das Ereignis im Voraus nicht korrekt. Die Ereignisse seien stärker und weiter vorgedrungen als ursprünglich angenommen. Die Hauptursache dafür war, dass viel mehr Geröll und Schlamm transportiert wurde. «So viel Material, wie man sich vorher nicht vorstellen konnte», erklärte AWN-Leiter Urban Maissen gegenüber Radio SRF.

Ein Beispiel hierfür ist der Bach Ria de la Molera oberhalb des stark betroffenen Weilers Sorte. Dort gab es in der Vergangenheit schon ähnliche Ereignisse, die jedoch «viel kleiner» waren, erklärte Urban Maissen. Die Gefahr für das Dorf wurde 2013 als gering eingeschätzt, dass ein grosser Murgang das Dorf erreicht.

Bild des Weiler Sorte
Legende: Besonders der Weiler Sorte war von den Unwettern betroffen. KEYSTONE/SAMUEL GOLAY

Auf die Frage, ob die Todesopfer in Sorte hätten verhindert werden können, sagte die verantwortliche Regierungsrätin, Carmelia Maissen (Mitte): «Als man 2013 die Gefahrenkarte erarbeitet hat, hat man das mit bestem Wissen und Gewissen gemacht.» Damals habe man ein externes Expertenbüro beauftragt, und das AWN habe keine Zweifel an der Beurteilung gehabt. «2024 müssen wir feststellen, dass es auch andere Ereignisse geben kann.»

Wie geht es weiter?

Die Gefahrenkarten für besonders betroffene Gebiete wie Lostallo werden bereits überarbeitet. Dabei würden bestehende Schutzbauten, ihre Reparaturen und die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt. Diese neuen Karten dienten laut den Behörden als Grundlage, um Gefahrenzonen in den betroffenen Gemeinden anzupassen und mögliche Massnahmen des Hochwasserschutzes zu planen.

Bei der Erarbeitung der Gefahrenkarten und der Realisierung robuster Schutzbauwerke werde künftig der Klimawandel stärker berücksichtigt, so Urban Maissen. Denn: «Starkniederschlagsereignisse treten häufiger und mit höherer Intensität auf. Das Auftauen von Permafrost führt zu neuen Hanginstabilitäten.»

Regionaljournal Graubünden, 25.11.24, 17:30 Uhr ; 

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