- Die Familienzeit-Initiative verlangt eine angemessene, bezahlte Elternzeit für Mütter und Väter nach der Geburt ihres Kindes und bringt damit eine bekannte Forderung erneut aufs Tapet.
- Finanziert werden soll die Elternzeit aus der Erwerbsersatzordnung.
- Der Initiativtext ist im Bundesblatt veröffentlicht worden.
Die Initiantinnen und Initianten haben bis am 1. Oktober 2026 Zeit, um die für das Zustandekommen nötigen 100'000 Unterschriften zusammenzubringen.
Je 18 Wochen
Sagen Volk und Stände Ja dazu, müsste fünf Jahre später die Umsetzung der Initiative stehen. Für die ersten zehn Jahre fordert der Initiativtext je 18 Wochen Elternzeit für Väter und Mütter, die grundsätzlich nacheinander bezogen werden müssen, höchstens ein Viertel der Elternzeit soll gemeinsam bezogen werden können.
Die Elternzeit kann nicht von einem Elternteil auf den anderen übertragen werden. Die Höhe der Entschädigung orientiert sich grundsätzlich an den Beträgen für Militär- und Zivildienst. Dabei sieht die Initiative vor, dass bei den niedrigsten Löhnen eine Elternzeitentschädigung in der Höhe des vollen Salärs bezahlt wird.
Im Herbst 2024, bei der Vorstellung der Pläne für die Initiative, rechnete Kathrin Bertschy, GLP-Nationalrätin und Co-Präsidentin des Frauen-Dachverbands Alliance F, vor, dass die Lohnbeiträge um 0.25 Prozentpunkte auf 0.75 Prozent erhöht werden müssten. Gemäss einer Ecoplan-Studie sei mit jährlichen Kosten von rund einer Milliarde Franken zu rechnen.
Mittel gegen Fachkräftemangel
Die Initiantinnen und Initianten wollen, dass Care- und Familienarbeit von Beginn weg möglichst gleichgestellt verteilt werden. Mütter sollen nach der Geburt mit höheren Pensen arbeiten können, weil sich der zweite Elternteil um das Neugeborene kümmere. Sie sehen Elternzeit ebenso als Mittel gegen den Fachkräftemangel.
Denn vor allem grosse Unternehmen böten ihren Angestellten bessere Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben, um trotz des Fachkräftemangels an Personal zu kommen. Das bringe KMU-Betriebe in ländlichen Gebieten ins Hintertreffen. Mit der Initiative müssten sie Kosten der Elternzeit nicht allein stemmen.
Initiiert wurde die Initiative von Alliance F, Grünen, GLP, Travail Suisse und den Mitte-Frauen. Sie gründeten gemeinsam den Verein Familienzeit-Initiative als Trägerorganisation. Unterstützt werden sie von SP, EVP und weiteren Organisationen.
Im Initiativkomitee sitzen mehrere aktive und ehemalige Parlamentsmitglieder von SP, Grünen, GLP, Mitte und EVP. Zum Komitee gehören auch die ehemalige Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf und die Musikerin und Autorin Sophie Hunger.