- Der neue F-35 Kampfjet der Schweizer Armee wird deutlich lauter als sein Vorgänger.
- Beim Start, der Landung und beim Rollen macht der F-35 bis zu fünf Dezibel mehr Lärm.
- Das zeigen akustische Vermessungen der Testflüge auf Militärflugplätzen.
- Die Schweizer Armee will den grösseren Lärm für die Anwohner der Militärflugplätze mit einer Reduktion der Flugbewegungen kompensieren.
Das Verteidigungsdepartement VBS hat die lokalen Behörden und Interessengemeinschaften der Militärflugplätze Payerne, Meiringen und Emmen in den letzten Tagen über die Ergebnisse dieser akustischen Vermessung durch die Empa informiert. Laut diesen Messungen von 2019, die jetzt erstmals publiziert wurden, ist der F-35 beim Start 3 Dezibel lauter als der aktuell im Einsatz stehende F/A-18.
Beim Rollen am Boden ist der neue Jet gar fünf Dezibel lauter, bei der Landung verursacht er bis zu einem Dezibel mehr Lärm. Beim Start wird dadurch ein deutlich grösseres Gebiet um die Flughäfen mit kritischem Lärm von über 110 Dezibel beschallt, als bisher.
Wir werden diskutieren, ob wir vielleicht einen Spezialisten beiziehen, um zu prüfen, ob das, was die Luftwaffe uns präsentiert hat, der Realität entspricht.
Vor allem das deutlich vergrösserte, von starkem Lärm betroffene Gebiet verunsichert die Anwohner in Payerne. Cédric Péclard vertritt dort die umliegenden Gemeinden gegenüber der Armee. Nach der VBS-Infoveranstaltung, an der keine Medien zugelassen waren, zeigt er sich weiter skeptisch: «Wir werden im Verband diskutieren, ob wir vielleicht einen Spezialisten beiziehen, damit wir prüfen können, ob das, was die Luftwaffe uns präsentiert hat, der Realität entspricht.»
Empa-Bericht ist vertraulich
Der Abschlussbericht der Empa ist vertraulich, weil er Daten enthalte, die durch Vertraulichkeitsvereinbarungen mit den Herstellern geschützt sei, sagt die Armee. Das VBS hat deshalb zu den Ergebnissen einen Kurzbericht publiziert. Darin hält das VBS fest, ein Lärmunterschied von drei Dezibel sei im Alltag einer Flugplatzumgebung gerade noch wahrnehmbar.
Lärmempfinden ist aber immer subjektiv. Grundsätzlich geht man davon aus, dass eine Zunahme um 10 Dezibel einer gefühlten Verdoppelung des Lärms entsprechen.
Längere Trainingsmissionen, weniger Starts
Die Schweizer Armee geht davon aus, dass die Anzahl der Flugbewegungen der F-35 unter anderem aufgrund von längeren Trainingsmissionen gegenüber dem Betrieb mit der F/A-18 um die Hälfte reduziert werden kann. So sollen etwa in Payerne noch maximal 5500 statt 11'000 Bewegungen pro Jahr stattfinden.
Damit soll die Gesamtlärmbelastung gemäss Lärmschutzverordnung für die Anwohner der Militärflughäfen gleich bleiben. In einem nächsten Schritt werde nun mit der Empa die effektive Lärmbelastung für die Militärflughäfen aufgrund dieser Bewegungszahlen berechnet. Das VBS will zudem «bei Bedarf» in der Umgebung der Militärflugplätze weitere Schallschutzfenster einbauen lassen.
Durch die eigentliche Halbierung der Flugbewegungen sollte die Lärmbelastung insgesamt ungefähr in der gleichen Grössenordnung bleiben.
Bruno Locher vom VBS sagt: «Durch die eigentliche Halbierung der Flugbewegungen sollte die Lärmbelastung insgesamt ungefähr in der gleichen Grössenordnung bleiben, wie wir sie heute kennen. Deshalb sollten nicht allzu viele Schallschutzfenster nötig sein.»
Die Einführung von F-35-Jets führte in anderem Ländern zu einem Anstieg von Lärmklagen von Anwohnern von Militärflughäfen. So zum Beispiel in den Niederlanden beim Flugplatz Leeuwarden, aber auch in den USA. Auch in Emmen und Meiringen sind Behörden und Anwohner deswegen bereits alarmiert.