Wespen sind nützlich. Sie jagen Schädlinge und bestäuben Pflanzen. Manchmal stört ein Wespennest aber oder ist sogar gefährlich. Für die Umsiedlung oder Entfernung des Nests sind Fachleute zuständig – oder die Feuerwehr. In der Stadt Solothurn zum Beispiel entfernt die Feuerwehr gegen eine Gebühr von 80 Franken Wespen- oder Hornissennester.
Immer mehr Feuerwehren bieten diesen Service allerdings nicht mehr an. Die Feuerwehr im Aargauer Surbtal etwa hat informiert, dass sie bei Wespen oder Hornissen nicht mehr ausrückt. Zum einen brauche es dazu nun eine spezielle Ausbildung. Auch wolle man private Firmen nicht konkurrenzieren, heisst es im Schreiben.
Verkehrsregelung fällt auch weg
Die Feuerwehr Surbtal ist kein Einzelfall. Im Kanton Aargau mache es etwa die Hälfte der Feuerwehren genau so, erklärt Hanspeter Suter, zuständig für die Feuerwehr bei der Aargauischen Gebäudeversicherung. «Grundsätzlich ist es nicht so, dass die Feuerwehr zuständig ist.» Gleiches gelte etwa für die Verkehrsregelung, die nicht im Zusammenhang mit einem Einsatz steht – zum Beispiel bei Dorffesten.
Der Grund für dieses Umdenken ist die «Feuerwehr Konzeption 2030» der Feuerwehr Koordination Schweiz. Die zuständige Regierungskonferenz hat diese Leitlinien 2022 beschlossen. Die Strategie gilt somit für die gesamte Schweiz. Wespennester entfernen, gehört demnach nicht zu den Kernaufgaben.
Laut Suter geht es dabei darum, das Milizsystem der Feuerwehren zu stärken. Heisst: Mit der oft dünner werdenden Personaldecke müssen jene Aufgaben bewältigt werden, die zwingend notwendig sind. Feuerwehrleute und deren Arbeitgeber sollen nicht zu stark beansprucht werden.
Gemeinden entscheiden selber
«Die Feuerwehr soll nicht für zweckfremde Aufgaben wie [...] Verkehrsregelung/Umleitungen, Reinigungs- und Aufräumarbeiten, Insektenbekämpfung eingesetzt werden. Damit soll der unnötigen Belastung des Feuerwehrsystems entgegengewirkt werden», steht in den neuen Leitlinien.
Ob ihre Feuerwehren weiterhin Wespennester entfernen, entscheiden die jeweiligen Trägergemeinden. «Es gibt nach wie vor Gemeinden, welche dies ihren Bewohnern anbieten wollen», meint Hanspeter Suter von der Aargauischen Gebäudeversicherung. Dies sei auch nicht erst seit der neuen Strategie ein Thema, sondern werde seit Jahren diskutiert.
Ohne Feuerwehr wirds teurer
Klar ist: Wenn die Feuerwehren nicht mehr helfen, Wespennester zu entfernen, dann wird es teurer. Private Firmen und Schädlingsbekämpfer kosten oft mehr. Auch bei der Verkehrsregelung haben die Feuerwehren meist nicht die effektiven Kosten verrechnet. Ein Sicherheits- oder Verkehrsdienst schlägt stärker zu Buche.
Das merkte auch der Theaterverein Schöftland. Für seine elf Aufführungen im Schlosspark mitten im Dorf hatte er auch mit der Feuerwehr Kontakt. Diese habe sich aber von solchen Diensten zurückgezogen, sagt Vereinspräsident Ruedi Maurer. Anstelle der Feuerwehr oder eines teureren Verkehrsdienstes hilft den Theaterleuten nun der örtliche Turnverein bei der Regelung des Verkehrs.