In der Waadtländer Kantonsregierung brodelt es. Im Mittelpunkt: Regierungsrätin Valérie Dittli (Die Mitte). Die 32-jährige Zugerin in Waadtländer Diensten soll im Umgang mit der ihr unterstellten Steuerverwaltung und einzelnen Steuerdossiers ihre Kompetenzen als Finanzdirektorin überschritten haben.
Das ist der Vorwurf, der seit Tagen zirkuliert und den die Direktorin der Steuerverwaltung auch bei der Gesamtregierung platzierte. Die Regierung hat auf Dittlis Wunsch hin eine Untersuchung eingeleitet. Der Bericht des ehemaligen Neuenburger SP-Staatsrats Jean Studer wurde nun an einer Medienkonferenz präsentiert.
Dittli muss Steuerverwaltung abgeben
Studer entlastet Valérie Dittli in seinem Bericht, er belastet sie aber auch. Dass die Departementschefin Informationen anfordert, die unters Steuergeheimnis fallen, dieses Recht hat eine Finanzdirektorin gemäss Studers Auffassung. Es geht hierbei insbesondere um strittige Steuerdossiers, bei denen es Klagen oder Probleme gab oder gibt.
Wo der Experte Jean Studer aber ein Problem sieht: Valérie Dittli verlangte für das Steuerjahr 2022 offenbar die Annullierung von Steuerveranlagungen für Steuerzahlende, in deren Fällen das Gesetz gemäss Dittlis Auffassung eine gesetzliche Steuerobergrenze vorsah. Die Steuerrechnungen waren bereits rechtskräftig.
Der Experte taxiert das Handeln von Dittli als Rechtsverstoss. Sie verliert ihre Zuständigkeit für Finanzen und Steuern und muss die Steuerverwaltung an Regierungspräsidentin Christelle Luisier Brodard abgeben. Wie genau das Departement von Valérie Dittli künftig aussehen wird, ist noch offen. Landwirtschaftsdirektorin darf sie bleiben.
Vorwürfe entkräftet – politische Hürden bleiben
Die meisten Vorwürfe, welche die Direktorin der Steuerverwaltung gegen die Departementschefin erhoben hatte, haben der Prüfung nicht standgehalten. Die Frau, vom ehemaligen Finanzdirektor Pascal Broulis ernannt, soll ihren Posten räumen und vorzeitig in Pension gehen. Ein anderer Kadermann, der Valérie Dittli anschwärzte, steht ebenfalls kurz vor der Pensionierung.
Anfang Woche war Valérie Dittli wegen Kreislaufproblemen noch krankgeschrieben. Doch am Donnerstag kehrte sie in ihr Departement zurück.
Der Druck auf sie ist zwar etwas gewichen, doch in zwei Jahren sind im Kanton Waadt Gesamterneuerungswahlen. Sollte sich die 32-jährige Zugerin zu einer erneuten Kandidatur entscheiden, steht ihr ein harter Wahlkampf bevor.