170 zusätzliche Impfbusse sollen bald durchs Land kreuzen und so den Piks noch näher zu den Leuten bringen. So schlägt es der Bundesrat in seiner geplanten grossen Impfoffensive vor, zu der die Kantone bis am Mittwoch dieser Woche Stellung nehmen konnten. Doch einige Kantone fordern, dass der Bund das Geld besser für Impfangebote in den Hausarztpraxen ausgeben soll.
Hausarztpraxis persönlicher als Impfbus
Doch bei der Ärztinnen- und Ärztevereinigung FMH ist man skeptisch, ob so wirklich noch viele Ungeimpfte überzeugt werden können. Das Impfen in der Hausarztpraxis sei sinnvoller, meint Charlotte Schweizer, Sprecherin der Ärztinnen- und Ärztevereinigung FMH. «Die Hausärztinnen und Hausärzte sind Vertrauenspersonen. Viele Patienten schätzen auch, dass man sich in der Praxis Zeit nimmt für sie.» Gerade bei den jetzt noch Unentschlossenen seien längere Beratungsgespräche in der Hausarztpraxis wichtig.
Ähnlich sieht das auch Gundekar Giebel von der Gesundheitsdirektion des Kantons Bern. Mit den 150 Millionen, die der Bund in die Impfkampagne investieren will, würden besser Angebote in Apotheken und Arztpraxen gefördert. «Diese Gesundheitsfachpersonen können jene Leute überzeugen, die das Vertrauen brauchen für die Impfung», erklärt Giebel.
Elf Kantone wollen mehr Geld für Hausärzte
Insgesamt elf Kantone argumentieren ähnlich. Der Bund müsse das Impfen beim Hausarzt und in den Apotheken zusätzlich fördern, das bringe mehr als neue Angebote.
So schreibt etwa der Kanton Appenzell-Innerrhoden in seiner Vernehmlassungsantwort, es wäre zielführender, die 50 Franken in eine bessere Entschädigung für die Beratungs- und Impftätigkeit der Hausärztinnen und Hausärzte zu investieren.
Krankenkassen senkten Tarif
Wie viel Arztpraxen für einen Piks erhalten sollen, darüber wird schon länger gestritten. Anfang Oktober senkten die Krankenkassen die Vergütung auf 16.50 Franken pro Impfung.
Seither zahlen die Kantone einen Ausgleich, damit die Ärzte weiterhin den gleichen Tarif erhalten, konkret 24.50 Franken. Laut dem Ärzteverband FMH ist aber selbst dieser Betrag nicht kostendeckend. Nötig wären rund 56 Franken. Das Risiko bestehe, dass viele Hausarztpraxen das Impfen bald nicht mehr anbieten würden.
Einzelne Kantone bessern den Betrag pro Impfung für die Hausärztinnen und Hausärzte nun von sich aus auf. Die Kantone sind mit höheren Kosten konfrontiert, seit die Krankenkassen die Vergütung gesenkt haben.
Wollen Kantone Kosten loswerden?
Geht es den Kantonen mit ihrer Kritik an der Impfkampagne einfach darum, die Kosten für den Piks in der Hausarztpraxis zum Bund zu verschieben?
Nein, sagt Gundekar Giebel von der Berner Gesundheitsdirektion. «Es geht nicht darum, wer bezahlt, sondern wie wir das Geld einsetzen, das wir haben.»
Wie die Impfkampagne genau ausgestaltet wird, ob nächstens mehr Busse durchs Land kreuzen, oder mehr in Arztpraxen geimpft werden soll, das entscheidet der Bundesrat am nächsten Mittwoch.