Mit Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels am Sonntag mit dem Fahrplanwechsel ist die Neue Eisenbahnalpentransversale (Neat) vollendet. Trotzdem werden auch in den kommenden Jahren Milliarden Franken in den Ausbau der Bahninfrastruktur gesteckt, wie eine Übersicht zeigt:
Léman 2030
Nach der Neat ist Léman 2030 das grösste Bahnprojekt der SBB. Knapp drei Milliarden Franken werden zwischen Lausanne und Genf investiert, um die tägliche Kapazität auf 100'000 Passagiere zu verdoppeln. Mit dem Ausbau des Bahnnetzes und der Bahnhöfe schafft die SBB die Voraussetzungen für den Viertelstundentakt zwischen Lausanne und Genf. Die Arbeiten wurden bereits vor sechs Jahren gestartet und sollen bis 2030 beendet sein. Allein der Ausbau und die Modernisierung des Bahnhofs Lausanne kosten 880 Millionen Franken.
Engpass zwischen Zürich und Winterthur
Nicht nur auf den Strassen wird es zwischen den beiden Zürcher Grossstädten immer enger, auch auf den Schienen herrscht ein Kapazitätsengpass. Der Brüttener Eisenbahntunnel soll hier Abhilfe schaffen. National- und Ständerat haben den Ausbau für 2.4 Milliarden Franken beschlossen. Neben dem Bahntunnel werden die Anlagen mehrerer Bahnhöfe neu gebaut. Baustart ist frühestens 2026.
Ausbauten auf Intercity-Strecken
Für rund 115 Millionen Franken sind Ausbauten auf den Strecken Lausanne–Biel–Olten, Basel–Olten–Luzern und Winterthur–St. Gallen vorgesehen. Zu den grössten Einzelvorhaben gehören dabei der Ausbau der Ein- und Ausfahrten in den Bahnhöfen Neuchâtel, Luzern und Wil. Das restliche Geld wird zwischen Biel/Bienne und Lengnau investiert, um die Bahntechnik zu verbessern.
Sanierung kleiner und mittelgrosser Bahnhöfe
Bis Ende 2023 sollen rund 580 Bahnhöfe modernisiert und behindertengerecht gestaltet werden. Dies macht die SBB nicht freiwillig; das verlangt das Behindertengleichstellungsgesetz. Die Kosten werden auf rund drei Milliarden Franken geschätzt. Weitere rund 100 Bahnhöfe werden erst nach 2023 saniert.
Rollmaterial-Beschaffung auf Kurs
Ebenfalls als Baustelle kann bei der SBB die Beschaffung neuer Züge bezeichnet werden. Um den lange als «Pannenzug» bezeichneten Doppelstockzug von Bombardier ist es ruhiger geworden. Die Zuverlässigkeit ist gestiegen, die Werksauslieferungen sind auf Kurs. Mittlerweile stehen 40 der insgesamt 62 Zugkompositionen im Einsatz. Auf der Strecke St. Gallen–Genf verkehrt der neue Doppelstöcker regelmässig und wird mit dem Fahrplanwechsel noch mehr zum Einsatz kommen. Mit 1.9 Milliarden Franken ist der Zug von Bombardier die grösste Rollmaterial-Bestellung in der SBB-Geschichte.
Anschlüsse in Italien und Deutschland
Die Neat ist gebaut und betriebsbereit. Nur mit den Anschlüssen in Italien und vor allem in Deutschland hapert es. Noch immer hat der nötige Ausbau für den Güterverkehr zwischen Basel und Karlsruhe nicht begonnen. Auf Druck der Schweiz hat Deutschland im 2019 eine Erklärung unterzeichnet, um mehr Kapazitäten für den Güterverkehr auf den Schienen zu schaffen, bis die nötige Zufahrtsstrecke für die Neat zwischen Basel und Karlsruhe auf vier Spuren ausgebaut ist.
Rekordzahl an SBB-Baustellen
Die Zahl der SBB-Baustellen hat 2020 einen neuen Höchstwert erreicht. Auch für 2021 ist keine Entspannung in Sicht. SBB-Chef Vincent Ducrot hatte bereits im Sommer angekündigt, dass sich die Passagiere auch im kommenden Jahr auf viele Ersatzkonzepte einstellen müssen, da es vielerorts zu zusätzlichem Umsteigen, Ausfällen und reduziertem Service kommen wird.