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Doro Winkler (FIZ): «Die Opfer kommen in eine Zwangslage»
Aus News-Clip vom 18.05.2020.
abspielen. Laufzeit 13 Sekunden.

Keine Freizeit und Ruhetage Menschenhändler beuten Putzfrauen aus

  • Sieben Frauen aus Serbien sind von mutmasslichen Menschenhändlern in die Schweiz geholt worden.
  • Im Raum Saanen/Gstaad (BE) wurden sie als Putzfrauen und Haushälterinnen an Dritte vermittelt.
  • Die drei mutmasslichen Menschenhändler wurden vor einigen Wochen festgenommen.

Lange Arbeitstage ohne Freizeit oder Ruhetage prägten den Alltag der Frauen – sie konnten sich nicht frei bewegen und verdienten massiv weniger als den Mindestlohn. Die Ermittlungen der Berner Kantonspolizei, die zur Festnahme der Menschenhändler führten, dauerten gut ein Jahr. Hinweise aus der Bevölkerung hatten sie angestossen.

In solchen Fällen spricht man von Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung. Die Fälle sind nicht einfach zu entdecken und zu verfolgen. Denn: Die Opfer sind schwer identifizierbar. Oft kennen sie ihre Rechte nicht, wie Doro Winkler von der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) erklärt: «Häufig haben sie Schulden und sind illegal im Land, damit können sie unter Druck gesetzt werden.»

Komplizierte Ermittlungen

Dazu kommt, dass die Verfolgung von Menschenhandel sich bis vor kurzem auf die Prostitution beschränkte. Erst langsam rückt auch die Arbeitsausbeutung in den Fokus der Behörden und der Justiz. Die Ermittlungen sind kompliziert und können lange dauern, wie bei dem Fall im Berner Oberland.

Entsprechend wichtig sei politische Unterstützung, betont Winkler. Doch: «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der politische Wille, Menschenhandel zu bekämpfen, kleiner ist, als er auch schon war.» Das sei problematisch, denn so brauchten sich die Menschenhändler nicht vor Verfolgung zu fürchten.

Der politische Wille sei wichtig, sagt auch Alexander Ott von der Stadtberner Fremdenpolizei. Der Kampf gegen Menschenhandel steht im Kanton Bern weit oben auf der Agenda. Deshalb habe man eine Checkliste mit Indikatoren erarbeitet, mit der beispielsweise Arbeitsmarktkontrolleure auf möglichen Menschenhandel aufmerksam werden sollen. «Wenn jemand keinen Pass auf sich trägt und nicht weiss, in welcher Stadt er ist oder kaum Lohn bekommt», zählt Ott ein paar der Indikatoren auf. Nun interessieren sich auch andere Kantone für diese Checkliste.

Opfer sehen sich nicht als Opfer

Ein weiteres Problem im Kampf gegen Menschenhandel ist, dass die ausgebeuteten Arbeitskräfte häufig nicht realisieren, dass sie Opfer sind. Deshalb sind sie auch kaum bereit, Aussagen gegen die Täter zu machen. Das erschwert die juristische Verfolgung, die ohnehin schon komplex ist, wie die Berner Staatsanwältin Annatina Schultz erklärt. Sie ist für die spezialisierte Staatsanwaltschaft tätig, die unter anderem Menschenhandel bekämpft und hat zu diesem Thema ihre Doktorarbeit geschrieben.

«Der Sachverhalt ist oft umfangreich: Er fängt dort an, wo das Opfer herkommt und geht bis in die Schweiz. Das sind häufig lange Geschichten, die auch eine Zusammenarbeit mit dem Ausland bedingen.» Die Aussagen der Opfer seien wichtig – aber gleichzeitig müsse man schauen, dass es auch andere Beweise gebe.

Juristin für bessere Definition

Schultz fordert eine klarere Strafnorm, sie ist überzeugt: Diese würde beim Aufdecken und der Verfolgung von Menschenhandel helfen. «Man müsste klarer definieren, was Menschenhandel und was Ausbeutung der Arbeitskraft ist», sagt sie. So wüsste man, in welcher Situation man wie weiter ermitteln müsse.

Klar ist: Jeder aufgedeckte Fall trägt dazu bei, dass das Bewusstsein für Menschenhandel wächst und das Verbrechen aus dem Hintergrund in den Vordergrund rückt.

Heute in «Schweiz aktuell»

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Mehr dazu sehen Sie in der Sendung «Schweiz aktuell» um 19:00 Uhr auf SRF 1.

Schweiz aktuell 18.05.2020, 19.00 Uhr

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