Früher nannte man sie alle einfach abschätzig «Zigeuner». Doch die Fahrenden bestehen aus verschiedenen Gruppen – auch sind die meisten von ihnen inzwischen sesshaft geworden.
Jenische und Sinti als Minderheit anerkannt
Die Gruppe der Roma lebt seit 600 Jahren unter uns. Sie haben eine eigene Kultur, eine eigene Sprache und sind gut integriert. Und doch fühlen sich die 80'000 Roma in der Schweiz nicht wirklich zugehörig. Heute – am internationalen Tag der Roma – fordern sie, gleich gestellt zu werden wie die Jenischen und die Sinti.
Wir sind nun seit 600 Jahren in der Schweiz und möchten endlich Teil der schweizerischen Vielfalt sein.
Denn im vergangenen September sprach Bundesrat Alain Berset am Fest der Fahrenden jene Worte aus, auf welche die Gruppe der Jenischen und Sinti lange gewartet hatten: «Jenische und Sinti sind als nationale Minderheit anerkannt.» Am Fest waren auch zahlreiche Roma. Sie warteten vergeblich darauf, dass der Bundesrat auch sie unter ihrem Namen anerkennen würde.
Roma-Vertreter Kemal Sadulov, Präsident des Vereins Romano Dialog, fordert den Bundesrat nun auf, das Verpasste nachzuholen: «Wir sind nun seit 600 Jahren in der Schweiz und möchten endlich Teil der schweizerischen Vielfalt sein.»
Vorstoss für Gleichstellung
Noch immer erleben viele der 80'000 Roma im Alltag Diskriminierung. Sie leiden unter Vorurteilen oder werden abschätzig behandelt.
SP-Nationalrätin Barbara Gysi unterstützt den Kampf der Roma. Sie hat im Parlament einen entsprechenden Vorstoss eingereicht. Die Gesellschaft müsse aufhören, alle Minderheiten in den gleichen Topf zu werfen: «Es gibt verschiedene Gruppen. Sie haben Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Es geht darum zu informieren. Und sie rechtlich gleichzustellen.»
Roma bitten Berset um Treffen
Roma-Vertreter wie Kemal Sadulov wollen den heutigen internationalen Tag der Roma nutzen, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. So soll etwa ihre Geschichte an den Schweizer Schulen gelehrt und ihre Kultur finanziell unterstützt werden.
Die Roma haben Bundesrat Berset um ein Treffen gebeten. Wenn der Bundesrat sie als Minderheit anerkennen würde, dann wäre das ein starkes Signal. Sadulov meint, es würde bedeuten: «Ihr seid willkommen und wir wollen euch fördern.» Die Roma hoffen, dass dieses Kapitel bald beginnt.