Die Menschen in der Schweiz werden immer älter. Entsprechend steigt unter anderem das Risiko, an einem Augenleiden zu erkranken. Denn solche treten typischerweise eher im Alter auf.
«Die Anzahl der Augenpatientinnen und -patienten steigt überproportional, während die Zahl der Augenärzte und Augenärztinnen nicht im gleichen Mass wächst.» Das sagt Jens Kowal. Er ist Chief Technology Officer beim Medtech-Unternehmen Haag-Streit mit Sitz in Köniz BE. Das Unternehmen stellt Diagnosegeräte für die Spezialisten her.
Und hier kommt die Künstliche Intelligenz ins Spiel: «Wir müssen Geräte bauen, die selbständiger und intelligenter werden und die dem Augenarzt wiederkehrende Aufgaben abnehmen», so Kowal. Damit will das Medtech-Unternehmen den Fachkräftemangel in diesem Bereich etwas abfangen.
Die Geräte werden mit Tausenden von Daten von Patientinnen und Patienten trainiert, damit sie die Diagnose möglichst selbständig machen können.
KI verändert die Firma. Von einer mechanisch und optisch hochpräzisen Werkstatt in Richtung Elektronik und Software.
Die Büros, in denen mit KI getüftelt wird, haben nichts mit einer grossen Industriehalle gemein. Im Gegenteil: graue Bürotische mit Computern und Bildschirmen, auf denen Formeln flackern.
«KI verändert die Firma», sagt CEO Thomas Bernhard. «Von einer mechanisch und optisch hochpräzisen Werkstatt in Richtung Elektronik und Software.» Rund die Hälfte der Ingenieure in Köniz seien heute Software-Ingenieure.
KI in Administration, Marketing und Verkauf
Mit dieser Entwicklung steht die Medtech-Firma nicht alleine da. Laut dem KMU-Barometer der Berner Wirtschaftsverbände kann sich die Mehrheit der Unternehmerinnen und Unternehmer vorstellen, KI in fast allen Bereichen anzuwenden. Aktuell wird sie vor allem in der Administration, im Marketing und Verkauf eingesetzt.
«Das Bewusstsein bei Schweizer KMU für die Künstliche Intelligenz wächst stark», sagt Andreas Liedtke, der sich an der Berner Fachhochschule mit dem Einsatz von KI beschäftigt. Technik-affine Unternehmen, die in der Digitalisierung vorne mit dabei sind, falle es aber sicher leichter.
Für die kleineren KMU ist es eine grosse Herausforderung, genügend Budget bereitzustellen, um in Richtung KI zu gehen.
«Entscheidend ist auch die Führung des Unternehmens, ob sie KI als Hilfe versteht und ob die Bereitschaft für Veränderung da ist», so Andreas Liedtke. Aber grundsätzlich gebe es in jedem KMU, branchenunabhängig, Bereiche, die sich für KI eigneten.
Ebenfalls wichtig seien die finanziellen Möglichkeiten: «Für die kleineren KMU ist es eine grosse Herausforderung, genügend Budget bereitzustellen, um in Richtung KI zu gehen», sagt Andreas Liedtke. Aber es gebe eine gute Nachricht diesbezüglich: «Die Zugänglichkeit zu den Tools, also den Werkzeugen, wird einfacher und kostengünstiger.»