Vor rund drei Monaten hat das neue Forschungszentrum des Kinderspitals Zürich seinen Betrieb aufgenommen. Und das heisst: Alle Forscherinnen und Forscherinnen sind in einem Gebäude vereint. «Für uns ist es irrsinnig, es ist ein Gamechanger», sagt Matthias Baumgartner, Direktor Forschung und Lehre.
Früher seien sie über die ganze Stadt verteilt gewesen, nun aber könnten sie Synergien besser nutzen und den Austausch untereinander intensivieren. Das bringe die Forschung voran. Und das Kinderspital sei schon seit jeher auch der Forschung und Lehre verschrieben.
Forschung für die kleinen Patientinnen und Patienten
Und es ist genau diese Forschung, die dem Spital und damit den kleinen Patientinnen und Patienten zugutekommt. Geforscht wird breit – sei es Laborforschung, Forschung etwa zu Epidemiologie oder auch Versorgungsforschung.
Für Matthias Baumgartner liegt der grösste Vorteil darin, dass das neue Forschungszentrum direkt neben dem Kinderspital Zürich liegt. Die meisten Professoren und Forschungsgruppenleiterinnen sind selbst Ärzte und brächten so die Probleme aus ihrem Praxisalltag oder ihrer Patienten in die Forschung mit.
Dieser Kontakt mit den kleinen Patientinnen und Patienten sei für die Forschung wichtig, sagt auch Kinderchirurgin Sophie Bötticher. Sie leitet die Forschungsgruppe Fokus Kinderhaut. Dabei züchten sie im Labor Haut für Patienten, die im Kinderspital behandelt werden, etwa Brandverletzungsopfer – ein komplexes Unterfangen.
Dafür nehme man einen kleinen Teil Haut des Patienten. Im Labor werde diese Haut dann in die einzelnen Zellbestandteile aufgetrennt. Die äussersten beiden Hautschichten bilde die Forschungsgruppe dann nach, worauf sich die Zellen der beiden Schichten – vereinfacht gesagt– wieder vermehren können. Daraus entstehen zwei neue Hautschichten, die sie mit einem Gel quasi wieder zusammensetzen könne.
Wenn bei einem Patienten der grösste Teil der Haut verbrannt sei, gebe es teilweise gar kein oder nicht genug Spenderareal, um die restlichen Areale zu decken. «Wenn man dann im Labor von einer kleinen Biopsie irgendwann einmal unendlich viel Haut herstellen kann, ist das für einen Patienten ein Riesenvorteil», so Bötticher.
Doch mit der reinen Laborhaut nicht genug. Vielmehr sollte sie dieselbe Farbe bekommen wie die Patientenhaut und auch auf Sonnenstrahlen reagieren. Dadurch schütze sie auch die anderen Zellen. Sophie Bötticher hofft, dass die Haut irgendwann sogar Haare haben kann. Für den Moment aber sei das Ziel, die aktuelle Laborhaut marktfähig zu machen, sodass Patienten auf der ganzen Welt davon profitieren könnten.
«Es sind wahnsinnig viele Schritte, die wir durchgehen müssen, um wirklich auf den Patienten zu gehen», sagt die Medizinerin. Nun seien sie dabei, die Studienprotokolle aufzuschreiben, die Prozesse durchzudenken und das gesamte Team darauf vorzubereiten.
Sie hofft, dass sie bereits Ende nächsten Jahres die neue Laborhaut definitiv transplantieren können.