Sie gehörten zu den Pionieren, als sie in den 1970er-Jahren eine der ersten Wärmepumpen installierten. Nun werden sie unfreiwillig zu Pionieren in der Quaggamuschel-Bekämpfung: die technische Hochschule EPFL und die UNIL, die Universität Lausanne.
Auf dem Campus wird seit langem Seewasser genutzt, um Labors und Serverräume zu kühlen. Dazu wird sieben Grad kaltes Seewasser aus über 60 Metern Tiefe gepumpt.
Weniger energieeffizient
Mit dem kühlen Wasser spült es allerdings auch Larven der Quaggamuschel ins System. Gegen die invasive Muschel aus dem Schwarzen Meer ist kein Kraut gewachsen, kein Filter fein genug. Einmal im System, kann eine solche Muschel bis zu 1000 Nachkommen haben, wie das Wasserforschungsinstitut EAWAG herausgefunden hat.
Die Quaggamuschel sorgt für mehr Widerstand in den Rohren. Das wiederum führt dazu, dass wir mehr pumpen müssen, also mehr Energie brauchen.
«Im schlimmsten Fall verstopfen die Muscheln die Rohre komplett», erklärt Yann Jeannin, der den Gebäudebereich der UNIL leitet. «In jedem Fall sorgt sie aber für mehr Widerstand in den Rohren. Das wiederum führt dazu, dass wir mehr pumpen müssen, also mehr Energie brauchen. Wenn die Muscheln abfallen, verstopfen sie darüber hinaus unsere Filter.»
Wärmepumpen gelten eigentlich als energie- und kosteneffizient. Die Quaggamuschel könnte nun allerdings einen Strich durch diese Rechnung machen.
Wärmetauscher grenzt inneres System ab
2015 wurde im Genfersee die erste Quaggamuschel gesichtet. 2019 entdeckte die UNIL die ersten Muscheln in ihrem System. Es war just jenes Jahr, in dem UNIL und EPFL Kredite erbeten hatten, um ihre Wasserpumpanlage auszubauen.
Der Campus vor den Toren Lausannes wächst und wächst nämlich. Und das Seewasser wird heute nicht mehr nur zum Kühlen, sondern auch zum Heizen gebraucht. Glücklicherweise sind die Wasserkreisläufe beim Heizen durch Wärmetauscher getrennt – die Quaggamuschel schafft es also nicht bis in den Heizkörper im Hörsaal. Bis zum Wärmetauscher am Gebäude schafft sie es allerdings allemal.
Sechs Millionen Franken für die Reinigung – wie oft?
Deshalb steht kaum vier Jahre nach der Erweiterung schon die nächste Investition an, um die Anlage von Quaggamuscheln zu befreien. Tönt einfach, ist aber ein teures Unterfangen: Sechs Millionen Franken sind budgetiert.
Vom Genfer- bis zum Bodensee sucht man Möglichkeiten, die Muscheln einfach und effizient aus Leitungen zu verbannen.
Ohne Wasser sterben Muscheln schnell
In Romanshorn schiesst das Seewasser-Konsortium mithilfe von Überdruck grosse Plastikformen durch die Rohre. In allen befallenen Schweizer Seen werden in aufwendigen Aktionen Taucher in die Tiefe geschickt, um Ansaugkörbe freizukratzen.
Auch auf dem Campus in Lausanne werden grosse konische Hartplastik-Formen durch das System gestossen. Und der Ausbau des Pumpsystems hat noch eine neue Möglichkeit für die Muschelbekämpfung gebracht. Da UNIL und EPFL nun zwei Kreisläufe haben, können sie jeweils einen trocken legen. Die Muscheln sterben so innerhalb einer Woche ab.
Ihre Überreste, die Schalen, müssen danach allerdings aus allen Filtern entfernt werden. Wie oft dieser Wartungsschritt nötig ist – wie teuer er also auch wird – kann noch niemand abschätzen.