Worum geht es? Der Bund lanciert neu eine digitale Vignette. Diese klebt man nicht mehr an die Windschutzscheibe, sondern man registriert sich online. Neu ist die Vignette also nicht mehr mit dem Fahrzeug, sondern mit dem Nummernschild verknüpft. Lohnen tut sich der Wechsel vor allem für Besitzerinnen und Besitzer von mehreren Fahrzeugen mit Wechselnummern. Aber auch wer ein neues Auto kauft, profitiert, weil die Vignette nicht mehr am Fahrzeug, sondern virtuell an der Nummer klebt. Und das lästige Abkratzen entfällt.
Wie funktioniert die E-Vignette? Das Programm ist freiwillig. Wer will, kann weiterhin auf die herkömmliche Klebevignette setzen. Auch beim Preis ändert sich nichts. Die E-Vignette kostet, wie bis anhin, 40 Franken. Registrieren kann man sich über ein Portal des Bundes. Gemäss dem zuständigen Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (Bazg) ist ein einmaliger Kontrollschildwechsel pro E-Vignette möglich. Gültig ist sie wie die Klebevignette jeweils 14 Monate (vom 1. Dezember des Vorjahres bis zum 31. Januar des Folgejahres).
Hier gehts zur Registrierung der E-Vignette
Wie wird das kontrolliert? Wie der Bund bekannt gegeben hat, setzt man bei der E-Vignette auf Stichproben. «Anlässlich einer Kontrolle wird das Kontrollschild des betreffenden Fahrzeuges mit der Datenbank der registrierten Kontrollschilder verglichen. Dies geschieht mittels einer App», so das Bazg auf Anfrage. Im vergangenen Jahr wurden durch die Kantone rund 18'000 Bussen wegen einer fehlender Vignette ausgesprochen. Fraglich ist, ob mit der E-Vignette die Gefahr des Betrugs steigt. Der Bundesrat hat sich schon einmal abgesichert: Sollte sich der Missbrauch künftig häufen, würden automatisierte Kontrollen zum Thema, schreibt er.
Wieso kommt die Vignette gerade jetzt? 2013 lehnte das Volk an der Urne eine Preiserhöhung für die Autobahnvignette auf 100 Franken ab. Drei Jahre später kam dann erneut Bewegung in die Angelegenheit, als die CVP (heute: Die Mitte) eine Motion für eine E-Vignette einbrachte. Auch der Bundesrat sprach sich in der Folge dafür aus. 2020 hiessen dann beide Kammern einen Entschluss dahingehend gut. Die Schweiz zieht damit im Vergleich zu anderen Ländern wie Österreich nach, die bereits eine digitale Vignette kennen.
Gibt es Kritik? Befürworterinnen und Befürworter haben stets von einer Vereinfachung gesprochen – insbesondere für Personen aus dem Ausland, die etwa ein Drittel aller Vignettenkäufe ausmachen. Die Bürgerlichen zeigten sich hingegen skeptischer. Die SVP fürchtete eine Überwachung durch den Staat und eine schrittweise Einführung des Mobility Pricings. Der damalige SVP-Bundesrat, Ueli Maurer, sprach deshalb 2020 von einem «gut schweizerischen Kompromiss», den man mit der dualen Lösung Klebe- und E-Vignette gefunden habe.
Ist das das Ende der Klebevignette? 1985 führte die Schweiz als erstes Land überhaupt eine Autobahnvignette ein. Pro Jahr verkauft der Bund rund zehn Millionen Stück. Die Landesregierung geht gemäss einer Mitteilung von 2020 davon aus, dass die Einnahmen mit der E-Vignette in etwa gleich hoch ausfallen werden wie beim bisherigen System. Vorerst bleibt also alles beim Alten. Eine kleine Hintertür besteht allerdings: Entfallen künftig weniger als zehn Prozent der Erlöse auf die herkömmliche Klebevignette, so hat es das Parlament entschieden, wird sie eingestampft, und es gibt künftig nur noch die digitale Form.