Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten berufen sich weltweit immer mehr auf die Methoden des zivilen Ungehorsams. Am vergangenen Samstag haben Mitglieder von Greenpeace und Extinction Rebellion Privatjets auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol Privatjets blockiert. Rund 500 Demonstrierenden war es gelungen, auf das Flughafengelände zu gelangen, einige ketteten sich an Flugzeugen fest.
Auch in der Schweiz hat es bereits Strassenblockaden gegeben. Protestforscher Wolfgang Kraushaar sieht unter anderem die Gefahr, dass Ausschreitungen auftreten könnten. Gemäss dem Forscher ist das Ankleben auf Strassen bereits eine Form von verkehrstechnischer Nötigung, die eigentlich auch nicht mehr von dem abgedeckt ist, was der Rechtsstaat ansonsten zu akzeptieren bereit ist.
Aktivismus durch Strassenblockaden ergeben intuitiv Sinn, denn der Auto- und Flugverkehr, der für das Klima schädlich ist, wird dadurch aufgehalten. Allerdings ist in den vergangenen Wochen auch das Phänomen des Beschmierens von Bildern aufgetaucht, diese werden dabei jedoch nicht nachhaltig beschädigt. Diesen Trend kann Kraushaar nicht nachvollziehen.
«Diese Protestform halte ich für schädlich. Es ist absurd, wenn man Museen, Gemälde oder Kunstwerke als mögliche Objekte des Klimaschutzes herausnehmen würde», sagt Kraushaar. Es sei despektierlich, wenn man Bilder beschmiere. Das würde der Protestbewegung schaden, glaubt der Protestforscher.
Die Motive sind schon legitim, aber die Protestformen selbst müssen angepasst werden.
Man dürfe die Proteste aber nicht komplett verurteilen: «Die Motive sind schon legitim, aber die Protestformen selbst müssen so angepasst werden, dass es darauf ankommt, politisch etwas zu erreichen.»
Die Aktivistinnen und Aktivisten dürften aber nicht glauben, dass es rein reaktiv möglich sei, den Hebel der Gesellschaft und des politischen Systems einfach so umzuwerfen.
Auch das Argument, die Aktivistinnen und Aktivisten wollen lediglich Aufmerksamkeit generieren und würden deshalb Protestaktionen im Museum starten, lässt der Protestforscher nicht gelten. Denn man müsse immer die Reaktionen im Blick behalten. Dort würden derzeit die negativen Beurteilungen überwiegen.
Bei solchen Aktionen sei die Aufmerksamkeit wichtig, und diese nehme schnell ab, so Kraushaar: «Solche Aktionsformen schleifen sich in relativ kurzen Zeiträumen ab und viele andere Dinge sind dann im Vordergrund». Eigentlich würde man in der Klimakrise einen supranationalen Zugriff auf die Veränderungen der Klimapolitik benötigen und diesen könne man mit solchen Protestaktionen nicht erreichen.
Unterschiedliche Zeithorizonte
Zwischen dem Aktivismus und den Massnahmen gebe es eine grosse Diskrepanz im Zeithorizont. Die Akteure würden auf eine Finalisierung des Protests setzen, damit sich die Politik nun entsprechend bewege.
Anderseits würden die geforderten Massnahmen, um die Klimakatastrophe abzuwenden, sich auf Jahre und Jahrzehnte programmieren. Gegenwärtig sind diese Massnahmen gemäss Kraushaar noch völlig unzureichend.