Worum geht es? Die Schweiz ist stärker vom Klimawandel betroffen als andere Länder. Sie stösst aber auch deutlich mehr klimaschädliche Treibhausgase pro Kopf aus als andere Länder. Zwar hat sie Massnahmen gegen den Klimawandel ergriffen, doch die reichen nicht aus. Das ist das Fazit des Berichts «Klimawandel in der Schweiz», den die Bundesämter für Umwelt und für Meteorologie und Klimatologie gemeinsam herausgegeben haben.
Was ist neu daran? «Die Befunde sind tatsächlich nicht ganz neu», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann. In dem Papier seien aber erstmals nach sieben Jahren wieder Indikatoren aus allen relevanten Bereichen zusammengetragen worden. «Und die zeigen eben deutlicher denn je, dass das Klima sich in der Schweiz schon um zwei Grad erwärmt hat im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, dass wir also hierzulande schon über der Temperaturschwelle sind, die die Welt im Schnitt nicht überschreiten will.»
Wie sehen die Prognosen aus? Was die Zukunftsszenarien angeht, herrscht noch viel Unsicherheit. «Klar ist aber, wenn es weitergeht wie bisher, dann kann die Erwärmung in der Schweiz bis ins Jahr 2100 um bis zu sieben Grad zunehmen – mit entsprechend gravierenden Folgen für Umwelt, Natur und Landwirtschaft.» Nur wenn rigorose Massnahmen ergriffen würden, könne die Erwärmung auf 2.1 bis 3.4 Grad begrenzt werden, steht in dem Bericht.
Wer steht in der Pflicht? Nicht nur die Schweiz sei gefordert, sondern alle Länder dieser Welt. «Der CO2-Ausstoss kennt ja keine Grenzen. Aber die Schweiz trifft eine besondere Verantwortung», so der SRF-Redaktor. «Wir haben hier zwar eine gute Bilanz, weil wir zum Beispiel eine vergleichsweise klimafreundliche Stromproduktion haben.» Aber die Schweizerinnen und Schweizer fliegen überdurchschnittlich viel. «Und wir konsumieren viele Produkte, die im Ausland unter grossem Treibhausgas-Ausstoss produziert werden, etwa Elektronik, die bei der Produktion viel CO2 verursacht.»
Welche Bereiche betrifft es? Die Schweiz unternimmt noch zu wenig, um ihre Klimaziele zu erreichen. Auch das zeigt der Bericht. Die Autoren haben drei Bereiche angeschaut: die Industrie, die Gebäude und der Verkehr. Daraus werde ersichtlich, «dass die Industrie möglicherweise ihr Ziel knapp erreicht, dass es bei den Gebäuden – da geht es vor allem um die Heizungen – wohl nicht reicht, und dass der Verkehr die Ziele bis Ende 2020 deutlich verfehlt».
Welche Massnahmen braucht es? Im CO2-Gesetz gebe es Instrumente, die in den erwähnten Bereichen ansetzten. «Vor allem aber im Verkehr ist absehbar, dass da noch weitere Massnahmen nötig sein werden, um die nächsten Ziele bis 2030 zu erreichen.» Und bis zum Erreichen der sogenannten Klimaneutralität, die die Schweiz bis 2050 anstrebt, sei noch viel mehr nötig. «Dazu braucht es zusätzliche Steuern wahrscheinlich oder einen höheren Preis für CO2», sagt der SRF-Wirtschaftsredaktor.
Was wäre die Konsequenz? Laut Ammann gibt es Studien, die zeigen, dass der Klimawandel, wenn er ungebremst so weitergeht wie bisher, die Schweiz bis ins Jahr 2100 etwa zwölf Prozent des Bruttoinlandprodukts kosten könnte. «Das sind massive Kosten. Und das macht dann auch den Schluss plausibel, dass Nichtstun auf jeden Fall deutlich teurer wird als zu handeln.»