Milch ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel in der Schweiz. In kaum einem anderen Land werden so viel Käse und andere Milchprodukte gegessen oder getrunken. Doch bei der Produktion entstehen Treibhausgase – unter dem Strich gut sieben Prozent der Schweizer Emissionen. Ein Projekt von Milchproduzenten und Verarbeitern mit dem Titel «Klimastar Milch» will das ändern. SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann ordnet ein.
Wie klimaschädlich ist Milch?
Die Milchwirtschaft ist für rund die Hälfte der Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich. Diese wiederum verursacht rund 14 Prozent der gesamten inländischen Emissionen der Schweiz. Haupttreiber bei der Milchproduktion sind das Methan, das in den Mägen der Kühe entsteht und beim Rülpsen in die Umgebung gelangt, aber auch die Lachgas-Emissionen der Gülle und das CO₂, das bei der Produktion und dem Transport von Kraftfutter freigesetzt werden.
Welche Ziele hat «Klimastar Milch»?
Das Projekt will die Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent reduzieren, innert sechs Jahren. Gleichzeitig sollen aber auch die sogenannte Flächen- und die Nahrungsmittelkonkurrenz um 20 Prozent reduziert werden. Das heisst, Milchkühe sollen weniger oft auf Flächen grasen, die zur Nahrungsmittelproduktion für den Menschen genutzt werden könnten und ihr Futter soll weniger Nahrungsmittel enthalten, die auf dem menschlichen Menuplan stehen könnten.
Wie soll das erreicht werden?
Das Projekt sieht eine Reihe von Massnahmen vor, die auf den rund 230 teilnehmenden Bauernhöfen zur Anwendung kommen. Eine der wichtigsten besteht darin, dass die Emissionen pro Kilo Milch reduziert werden, indem Kühe so gehalten werden, dass sie möglichst lange leben – und gemolken werden können. Dann soll der Anteil Kraftfutter möglichst reduziert werden zugunsten von Weidegras. Dem Futter werden Zusätze – beispielsweise ätherische Öle – beigemischt, mit dem Ziel, die Gasbildung im Kuhmagen zu reduzieren.
Lohnt sich das für die Bäuerinnen und Bauern?
Die Landwirtinnen und Landwirte erhalten Prämien von bis zu fünf Rappen pro Kilogramm Milch, sofern sie das Ziel erreichen. Es gibt für jedes der drei Ziele – Treibhausgas-, Flächen- und Nahrungsmittelkonkurrenz – separat eine Prämie. Viele Bäuerinnen und Bauern gehen offenbar davon aus, dass sich das für sie lohnt. Immerhin haben sich fast doppelt so viele Betriebe für eine Teilnahme interessiert, wie schliesslich ins Projekt aufgenommen wurden.
Wie sieht die Zwischenbilanz nach einem Jahr aus?
Im Bereich der Nahrungsmittelkonkurrenz haben die meisten Betriebe ihre Ziele erreicht oder übertroffen. Die Treibhausgas-Emissionen konnten die meisten allerdings nicht im gewünschten Umfang reduzieren. Hauptgrund war, dass im trockenen Sommer 2022 weniger Gras wuchs als erwartet und den Kühen deshalb mehr CO₂-intensives Futter zugeführt werden musste. Die Beteiligten hoffen, diesen Rückstand in den verbleibenden fünf Projektjahren noch aufholen zu können.
Genügt das Ziel einer Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent?
Das ist laut den Projektverantwortlichen ein guter Start. Klar ist, auch die Landwirtschaft muss ihren Anteil leisten, damit die Schweiz bis 2050 klimaneutral wird. Dabei werden nicht alle Emissionen aus der Landwirtschaft auf null reduziert werden können und negative Emissionen nötig sein. Wie genau das geschehen soll, erklärt das Bundesamt für Landwirtschaft im Verlauf des Tages, wenn es eine aktualisierte Klimastrategie für die Landwirtschaft vorstellt.