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Klimawandel zwingt zum Handeln Sörenberg: Ein weiteres Skigebiet reduziert den Winterbetrieb

Das grösste Luzerner Skigebiet ändert seine Strategie. Es schliesst Skilifte und will mehr Geld im Sommer verdienen.

Worum geht es? Die Bergbahnen Sörenberg – das grösste Skigebiet des Kantons Luzern – reduzieren ihren Winterbetrieb. Ein Teil der Skilifte ist künftig nicht mehr in Betrieb. Konkret sind es die Teilgebiete Ochsenweid und Rischli, in denen der Skisport ab nächster Saison nicht mehr möglich sein wird. «Wir müssen sie aus klimatischen Gründen aufgeben», sagt Theo Schnider, der Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen auf Anfrage. Man wolle sich im Winter auf die Gebiete Dorf, Schwand und Brienzer Rothorn konzentrieren und diese «kunstschneesicher» machen.

Skiplan
Legende: Der Pistenplan von Sörenberg wird künftig anders aussehen. Die Gebiete rechts im Bild (Ochsenweid und Rischli) sind nicht mehr in Betrieb. Bergbahnen Sörenberg

Was sind die Gründe dafür? Die letzten Winter seien sehr schlecht gewesen, so Schnider. «Die finanzielle Situation ist angespannt, es geht jetzt eindeutig ums Überleben.» Dafür brauche es einerseits finanzielle Hilfe. «Wir müssen die Liquidität sichern», so Schnider. Andererseits brauche es aber auch eine Neuausrichtung. «Wir wollen vermehrt auf den Sommer setzen.» Erste Schritte dafür habe man mit dem Bau von neuen Spielplätzen und Erlebniswelten bereits getan. So gibt es seit drei Jahren einen Rundweg, der sich mit dem Thema Moorlandschaften beschäftigt.

Was erwarten die Bergbahnen? Es geht um nichts weniger als die Zukunft der Bergbahnen Sörenberg. Aktuell generiere Sörenberg rund 80 Prozent der Einnahmen im Winter und lediglich 20 Prozent im Sommer. Diese Strategie rentiere nicht mehr, so der Verwaltungsratspräsident. «Innerhalb von drei Jahren wollen wir deshalb ein Verhältnis von 60 Prozent Wintergeschäft und 40 Prozent Sommergeschäft erreichen.»

Was bedeutet das fürs Personal? Theo Schnider versichert, dass die Bergbahnen nicht vorhaben, jemandem zu kündigen. «Wir sind überzeugt, dass wir das Personal aus den Gebieten Rischli und Ochsenweid in den übrigen Gebieten einsetzen können.» Falls der Personalbedarf jedoch schrumpfen würde, wolle man dies mit natürlichen Abgängen und Pensionierungen auffangen.

Sörenberg Skipiste
Legende: Ein Bild aus besseren Zeiten: So schneesicher wie im Januar 1992 präsentiert sich Sörenberg in den unteren Lagen schon länger nicht mehr. Keystone

Wie reagiert der Dachverband? Berno Stoffel, der Direktor von Seilbahnen Schweiz, ist nicht überrascht vom Strategiewechsel in Sörenberg. «Sörenberg ist ein Skigebiet, das Lifte in tiefen Lagen hat, die in den letzten Jahren nicht mehr in Betrieb genommen werden konnten.» Es sei auch nicht neu, dass Skigebiete einen Teil ihrer Gebiete aufgeben müssen, um verstärkt auf die höheren Lagen zu setzen. «Die Entwicklung der Temperaturen zwingt zu diesem Trend», so Stoffel. Er glaube an den Erfolg von Sörenberg. «Das Gebiet ist gut gelegen und hat ein gutes Einzugsgebiet.» Wichtig sei jetzt, dass sich Sörenberg klar auch als Sommerdestination positioniere.

Verspricht der Strategiewechsel Erfolg? Sörenberg ist nicht die erste Destination, die wegen des Klimawandels verstärkt auf das Sommergeschäft setzt, schliesslich ist die winterliche Nullgradgrenze in den vergangenen 50 Jahren um 250 Meter gestiegen. Andere Skigebiete haben den Wechsel erfolgreich vollzogen. Die Stockhornbahn beispielsweise verabschiedete sich schon vor knapp 20 Jahren vom Skitourismus. Oder Sattel-Hochstuckli im Kanton Schwyz: Das Berggebiet investiert seit Längerem ins Sommergeschäft und verdient in der warmen Jahreszeit mittlerweile mehr als in der kalten.

Regionaljournal Zentralschweiz, 12.7.2024, 17:30 Uhr ; 

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