Das Skigebiet Sattel-Hochstuckli im Kanton Schwyz liegt auf 1600 Meter über Meer. Diese Lage garantiert in Zeiten des Klimawandels schon längst keine Schneesicherheit mehr. Oft ist es sogar zu warm für die Schneekanonen.
Unverständnis bei Aktionären
Der Verwaltungsrat hat nach der letzten – zu grünen – Saison deshalb entschieden, zwei der drei Skilifte abzuschalten. Lediglich der Anfängerlift soll bleiben. Das Gebiet richtet seine Strategie entsprechend neu aus. Im Winter will es sich künftig auf «sanfte und naturnahe» Angebote und auf Skisport-Neulinge konzentrieren, erfahrene Wintersportler müssen anderswo hin.
Der Entscheid, die Skilifte zu schliessen, stiess viele Einheimische vor den Kopf. Es formierte sich Widerstand: Eine Interessensgemeinschaft verlangte, den Entscheid rückgängig zu machen. Am Mittwoch trafen die beiden Seiten nun aufeinander, an der Generalversammlung der Sattel Hochstuckli AG.
Zwei erfolgreiche Skifahrerinnen
Über 500 Aktionärinnen und Aktionäre finden sich im temporär errichten Festzelt ein. Die Stimmung ist aufgeladen. Viele von ihnen reagieren ungläubig auf die neue Ausrichtung «ihres» Skigebiets. «Ich weiss noch, als der Sessellift in Betrieb genommen wurde. Seither bin ich immer hier oben am Skifahren», sagt etwa ein Mann. Eine Frau fügt an: «Ich habe hier Skifahren gelernt. Ich sehe nicht ein, weshalb man die Lifte abschalten will.»
Unsere finanziellen Möglichkeiten sind ausgeschöpft. Ein zweiter Winter wie diesen würden wir nicht überleben.
Es sind emotionale Argumente, die gegen die Schliessung der Skilifte angebracht werden. Sattel-Hochstuckli blickt auf eine über 70-jährige Geschichte zurück, die mit Fabienne Suter und Nadja Styger auch zwei Skistars hervorgebracht hat. Beide standen im Skiweltcup mehrmals auf dem Podest, je viermal sogar zuoberst.
Betteln bei der Bank
Jetzt steht der Wintersportort an einem Wendepunkt. Die Versuche der Interessensgemeinschaft, den Entscheid rückgängig zu machen, laufen an der GV ins Leere. Der Verwaltungsrat betont, solche strategischen Entscheide lägen in seiner Verantwortung und nicht in jener der Generalversammlung. Die Rechnung wird trotz der lauten Kritik und dem Defizit von über 160'000 Franken genehmigt.
Verwaltungsratspräsident Martin Ulrich sagt, es sei ihnen schlicht nichts anderes übrig geblieben, als die Skilifte einzustellen. «Unsere finanziellen Möglichkeiten sind ausgeschöpft, Ende Saison mussten wir bei der Bank betteln gehen. Ein zweiter Winter wie diesen würden wir nicht überleben.» Die Gemeinde Sattel, eine wichtige Aktionärin, steht hinter der Strategie des Verwaltungsrats.
Ausserordentliche GV ist möglich
Bis jetzt hat die Sattel Hochstuckli AG die schlechten Winter mit dem Sommer- und Herbstgeschäft subventionieren können. «Diesen Winter ging das nicht mehr, wir mussten Massnahmen ergreifen». sagt der Verwaltungsratspräsident. Er verstehe die emotionalen Reaktionen der Aktionärinnen und Aktionäre. «Das tut weh. Auch ich habe hier Skifahren gelernt.». Es seien dramatische Massnahmen, doch betriebswirtschaftlich gehe es nicht anders.
Das allerletzte Wort in dieser Sache ist dies jedoch noch nicht. Die Interessensgemeinschaft, die sich für den Erhalt aller Skilift einsetzt, überlegt sich, eine ausserordentliche GV zu verlangen. Wichtig ist für die IG im Moment aber vor allem, dass alle Beteiligten zusammensitzen und gemeinsam nach möglichen Lösungen suchen.