In den alten Schubladen liegen diverse Objekte lose herum: Keramikscherben, Feuersteine, Bronze- und Steinbeile, aber auch simple Gegenstände wie Eisennägel. Sie stammen aus der Zeitspanne von der Altsteinzeit bis zur frühen Neuzeit.
Rund 2000 Stücke sind es, die über Jahrzehnte im Sarner Benediktinerkloster aufbewahrt worden waren. Gewisse Objekte galten als verschollen. Es ist vor allem dem Zufall zu verdanken, dass sie nun wieder aufgetaucht sind.
Ein Teil der Sammlung lagerte in einem Schrank im Treppenhaus. Davon hätten die Benediktiner zwar gewusst, sagt Christian Harb von der Kantonsarchäologie Luzern, die sich um die Objekte kümmert. «Das Problem aber war: Es gibt dort viele leere Schachteln und die Funde sind zum Teil vertauscht. Man hatte deshalb das Gefühl, die Sammlung sei nicht wahnsinnig bedeutend.» Dabei sei das Gegenteil der Fall: Die Sammlung sei «ein wahrer Schatzfund», schwärmt Archäologe Harb.
Man hatte das Gefühl, die Sammlung sei nicht wahnsinnig bedeutend.
Denn sie besteht nicht nur aus den Objekten im Treppenhausschrank: «Als das Benediktinerkollegium uns anfragte, ob wir die Sammlung übernehmen wollen, haben wir gemerkt, dass im Dachgeschoss noch mehr Fundstücke vorhanden sind, von denen man bis jetzt nichts wusste.»
Die Bedeutung der Sammlung rührt auch von dem Mann her, der sie angelegt hat: Pater Emmanuel Scherer. Der geborene Entlebucher lebte und lehrte in der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende in Sarnen. «Er war ursprünglich eine Art Universalgelehrter, wandte sich aber schon früh auch der Archäologie zu», sagt Christian Harb. Auf diesem Gebiet wurde Pater Emmanuel Scherer ein Vorreiter in der Region: «Er gilt als Vater der Archäologie in der Zentralschweiz.»
Was seine Sammlung, die nun jahrzehntelang mehr oder weniger unbeachtet im Kloster lagerte, so wichtig macht: «Sie bildet eigentlich die Geschichte der Zentralschweiz ab», erklärt der Archäologe. Hinzu kommen aber auch Fundstücke aus anderen Kantonen und Ländern. Harb ist begeistert: «Es ist natürlich selten in der Karriere eines Archäologen, dass man mit so einer bedeutenden Sammlung konfrontiert wird.»
Kommt hinzu: Pater Emmanuel Scherer sammelte nicht nur selber, sondern er dokumentierte und publizierte auch über andere Funde. «Das sind für uns ganz wichtige Quellen», sagt Christian Harb. Besonders hebt er Scherers Dokumentationen der Funde im Kanton Obwalden hervor, «wo eigentlich nach seinem Tod 1929 nicht mehr sehr viel hervorgekommen ist.»
Knapp 60 Fundstellen gebe es im Kanton. Mit der Sammlung werde man einige Lücken schliessen können, führt Harb aus. Nun könne man die Funde neu einordnen und mit modernen Mitteln datieren. Dafür werden die Sammlungsstücke von Obwalden nach Luzern in die Kantonsarchäologie gebracht.
Gleichzeitig werde man auch Pater Emmanuels Tagebücher durchforsten, in der Hoffnung, darin wichtige Hinweise zu finden auf diejenigen Objekte, deren Beschriftungen im Laufe der letzten Jahrzehnte verloren gegangen sind. Diese Arbeit dürfte aufwendig werden: Rund ein Drittel der Sammlung ist unbeschriftet.