Am letzten Schultag vor den Sommerferien passierte der Unfall auf der Kreuzung Hüningerstrasse/Elsässerstrasse in Basel: Ein elfjähriger Bub wurde auf dem Fussgängerstreifen von einem Lastwagen erfasst und tödlich verletzt.
Zwar ist die genaue Unfallursache noch Gegenstand von Ermittlungen der Polizei, aber klar ist: Der Unfall passierte auf einer Kreuzung, bei der Fussgängerinnen und Fussgänger sowie der abbiegende Verkehr gleichzeitig grün haben. Konfliktgrün heisst diese Situation in der Fachsprache. Die abbiegenden Fahrzeuge werden mit einem gelb blinkenden Signal gewarnt.
Der Tod des Elfjährigen beschäftigt unterdessen die ganze Stadt. Hätte man den Unfall vermeiden können, fragen sich viele. Denn: Eltern und Quartierbewohnerinnen haben schon früher auf die Gefährlichkeit der Kreuzung hingewiesen.
Auch, weil ein Schulweg über die Kreuzung führt. In kürzester Zeit haben Anwohnerinnen und Anwohner nach dem Unfall eine Petition lanciert, die von 500 Personen unterschrieben und dem Kanton Anfang Juli übergeben wurde.
Das zuständige Bau- und Verkehrsdepartement BVD hat nun reagiert: Letzte Woche wurde die Ampelanlage angepasst, wie die «Basler Zeitung» zuerst berichtete.
Es ist extrem tragisch, dass der Kanton erst jetzt reagiert.
Neu haben nur noch entweder Fussgänger oder Autos grün, aber nicht mehr beide gleichzeitig. «Es ist extrem tragisch, dass der Kanton erst jetzt reagiert. Es hat ja bereits Unfälle auf der Kreuzung gegeben», sagt Björn Slawik vom Verein «Grüne Superblocks Basel», der Unterschriften für die Petition für mehr Verkehrssicherheit gesammelt hat. In der Bevölkerung herrsche die verbreitete Meinung: Der Kanton nehme die Anliegen der Bevölkerung nicht ernst, so Slawik.
Dem widerspricht Daniel Hofer, Sprecher des BVD. Er bestätigt zwar, dass beim Kanton in der Vergangenheit Meldungen zu dieser Kreuzung eingegangen seien. Es sei dabei aber nicht um das Thema Konfliktgrün gegangen, sondern beispielsweise um Tempobeschränkungen.
Wir prüfen, ob es weitere Massnahmen braucht.
Dennoch wurde die Ampelanlage jetzt angepasst – als Sofortmassnahme, betont Hofer: «Ob noch weitere Massnahmen an der Kreuzung folgen, werden wir prüfen.» Hofer betont, dass nicht klar sei, ob eine solche Änderung eine Kreuzung wirklich sicherer mache. «Je nach Grösse und Komplexität der Kreuzung kann es längere Rotphasen geben. Dies könnte beispielsweise wiederum dazu führen, dass die Leute bei Rot über die Strasse gehen.»
Für Michael van Eggermond, Verkehrsforscher an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW ist klar: Für Erwachsene sei die Situation mit doppelten Grünphasen grundsätzlich kein Problem. Konfliktgrün auf Schulwegen sind jedoch heikel. «Rund um Schulhäuser sollte es dies nicht geben. Dadurch sorgt man für sicherere Schulwege für Kinder.»
Passt der Kanton weitere Ampelanlagen an? «Wir werden die Untersuchung der Polizei zur Unfallursache abwarten und daraus allenfalls Schlüsse ziehen für andere Kreuzungen», sagt dazu Daniel Hofer vom Basler Baudepartement.
Björn Slawik dagegen fordert radikalere Massnahmen, und zwar sofort: Er und sein Verein verlangen vom Kanton einen Paradigmenwechsel, bei der die Sicherheit und der Schutz des Lebens im Vordergrund stehe. «Konfliktgrün gehört grundsätzlich in der ganzen Stadt abgeschafft.» Die Behörden winken jedoch ab: Eine flächendeckende Abschaffung sei derzeit kein Thema.