Dieser Unfall hat die Debatte ausgelöst: Ein 5-jähriger Junge wurde am Mittwoch auf dem Weg in den Kindergarten in der Stadt Zürich tödlich verletzt. Passanten haben das tote Kind beim Escher-Wyss-Platz aufgefunden. Die Stadtpolizei geht von einem Verkehrsunfall aus.
Darum sorgt der Unfall für Empörung bei den Eltern: Der Escher-Wyss-Platz ist mit seiner Verkehrsführung ein gefährlicher Verkehrsknotenpunkt im ehemaligen Industriequartier, das sich zum trendigen Wohnquartier gewandelt hat. Insbesondere für Eltern von Kindern, die den Platz auf ihrem Schulweg kreuzen müssen, ist er ein Dorn im Auge. Viele Eltern seien deshalb schon bei der Stadt vorstellig geworden, so Gemeinderätin Sandra Bienek (GLP).
Die Schulwege im Kreis 5 seien aber generell nicht gefährlicher als andernorts, meint Kathrin Wüthrich, Präsidentin der Kreisschulbehörde Limmattal, zu SRF. Dies zeige der Schulwegplaner der Stadtpolizei Zürich.
Schulwege in Zürich sind eine Herausforderung.
Die meisten Strecken seien im Quartier als grün oder orange eingestuft (siehe Box). «Aber Schulwege in der Stadt Zürich sind stets eine Herausforderung. Im Schulkreis Limmattal gibt es viele Schulhäuser neben befahrenen Strassen.»
Nicht nur in Zürich entstehen rasch neue Quartiere. Fördert die Durchmischung von Wohnen, Arbeit und Industrie Gefahrenstellen? «Ja, sobald die Funktionen durchmischt werden, steigen die Gefahren», meint Deborah Arnold, Co-Leiterin Stadtplanung Luzern. Der Stadt Luzern sei es daher auch ein Anliegen, reine Gewerbegebiete halten zu können.
«Es muss nicht zwingend mit der Durchmischung von Industrie und Wohnen zu tun haben», sagt wiederum Martin Sandtner, Abteilungsleiter Raumplanung Basel-Stadt. Aus Raumplanungssicht könne die Durchmischung längerfristig gar für eine Entschärfung sorgen, da durch kurze Arbeitswege weniger Verkehr entstehe und diese zu Fuss oder mit dem Velo zurückgelegt werden könnten.
Die Stadt sicherer zu machen, ist ein laufender Prozess.
Man kenne aber auch in der Stadt Basel gefährliche Situationen – hervorstächen vor allem viel befahrene Strassen, die Haupteinfallachsen des Verkehrs. Das sehe man in der Auswertung zur Verkehrssicherheit. «Wenn über solche Knotenpunkte Schulwege führen, werden beispielsweise Ampeln gebaut.» Die Stadt sicherer zu machen sei ein laufender Prozess.
Welche Herausforderung stellt sich in der Städteplanung neuer Wohngebiete? «Wichtig ist bei der Transformation, dass die sozialräumliche Betrachtung – wo sind wohnungsnahe Freiräume, übergeordnete Treffpunkte, Wegführungen und damit einhergehend Sicherheit sowie Sicherheitsempfinden – von Beginn an mitberücksichtigt wird», sagt Deborah Arnold.
«Temporeduktion für die Autos ist für die Verkehrssicherheit neben einem übersichtlich gestalteten Strassenraum das A und O», sagt Martin Sandtner aus Basel. Dem pflichtet auch Milena Scherrer, Co-Leiterin Mobilität Luzern, bei: «Wo es Sinn macht, führen wir Tempo 20 ein und setzen uns für Tempo 30 primär auf Hauptachsen in bewohnten Gebieten ein.» Dies wurde im Vorfeld von Luzern Nord – einem klassischen Transformationsgebiet – bereits in der Planung so einbezogen.
Wird dem Verkehr bei der Planung neuer Wohngebiete genügend Rechnung getragen? In der Stadt Luzern laufe ab 2023 ein Projekt Schulwegsicherheit, sagt Scherrer und fügt an: «Die Verkehrssicherheit hat hohe Priorität.» Das sieht auch der Raumplanungsexperte Sandtner so. «Beim neuen Güterbahnhof in Basel konnte man zum Beispiel ein ehemals gefährliches Quartier sicherer machen, da man die Chance hatte, etwas ganz Neues zu planen: mit neuer Schule, kurzen Wegen und Verkehrsberuhigung.»