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Lieferservice und viel Konkurrenz stellen Mensa-Betriebe vor Herausforderungen
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 13.09.2024. Bild: Imago/Svenja Hanusch/FUNKE Foto Services
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Konkurrenz für Kantinen Laufen der Mensa die Schülerinnen und Schüler davon?

Drei Kantonsschulen im Aargau finden derzeit keine Firma, die die Mensa führt. Weil der Betrieb teils nicht rentiert.

Bahnhof Aarau, 12 Uhr: In Scharen strömen hungrige Schülerinnen und Schüler in die Läden, holen sich Sandwiches, Wurstweggen und Energydrinks. Gleich daneben, bei der Dönerbude, stehen die Jugendlichen ebenfalls Schlange. Ab und zu fährt sogar der Lieferdienst auf das Schulgelände, mit herrlich duftender Pizza im Gepäck.

Die Alte Kantonsschule in Aarau ist nur rund 100 Meter vom Bahnhof Aarau entfernt und hat seit Anfang Jahr keine Mensa mehr. Der Vertrag mit der Cateringfirma wurde aufgelöst, wegen Unstimmigkeiten und weil der Betrieb nicht mehr rentierte. Seither sucht die Schulleitung nach einer Nachfolgelösung – bisher erfolglos.

Ein Schulgebäude aus Stein.
Legende: Die Konkurrenz ist gross: Im Umkreis der Alten Kantonsschule Aarau liegen zig Läden, Restaurants und Fast-Food-Betriebe. SRF/Alex Moser

Die Alte Kantonsschule Aarau ist kein Einzelfall. Auch die Neue Kantonsschule Aarau sucht ab nächstem Sommer eine neue Betreiberfirma. Die bisherige Betreiberin – die SV Group – hat den Vertrag gekündigt. «Uns wurde mitgeteilt, dass die Zahl der verkauften Menüs seit Corona stark zurückgegangen seien», erklärt Rektorin Martina Kuhn.

Das sagt die SV Group

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Die SV Group hat in der Schweiz rund 4000 Angestellte und führt um die 300 Betriebe. Rund ein Drittel der Kantinen ist in Schulen und Universitäten angesiedelt. Ein grundsätzliches Problem, diese Kantinen rentabel zu führen, gibt es laut SV Group nicht.

Dass die Corona-Pandemie einen negativen Einfluss auf die Verkaufszahlen hat, bestätigt das Gastrounternehmen. Allerdings sei das stärker bei den Kantinen in Firmen zu spüren, weil seither mehr Angestellte Homeoffice machen. Auch dass vor allem ältere Schülerinnen und Schüler häufiger Lieferdienste für die Verpflegung nutzen, könne man feststellen.

Zum Rückzug am Standort in Aarau nimmt die SV Group nicht direkt Stellung. Nur so viel: «Seit Corona haben sich die Gästefrequenzen an einigen Standorten stark verringert, sodass ein wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich ist.»

Das, obwohl die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Aarau zugenommen hat. Kuhn sieht dafür vor allem zwei Gründe: Die vielen alternativen Möglichkeiten in der Umgebung, um Essen zu kaufen, und die Preise, die wegen der Teuerung gestiegen sind.

Auch andere Kantone betroffen

Das Problem ist auch anderen Kantonen bekannt. Bei der Zürcher Bildungsdirektion heisst es, dass vor allem Mensen betroffen sind, in derer Nähe es viele alternativen Einkaufsmöglichkeiten gibt.

Betreiberfirma der Aarauer Kanti ist pleite

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Die Firma, die bis Ende 2023 die Kantine in der Alten Kantonsschule Aarau betrieben hat, ist inzwischen Pleite, wie ein Blick ins Handelsregister zeigt.

Die Cico SA mit Sitz im Kanton Tessin betrieb auch Dutzende andere Kantinen in der Schweiz. Unter anderem auch jene der Kreisschule unteres Fricktal AG.

Schnelle Lösung im Fricktal

Kurz vor den Frühlingsferien erfuhren die regionalen Behörden von der Schliessung der Cico SA. Ganz überraschend sei die Nachricht nicht gekommen, heisst es auf Anfrage von SRF. Offenbar bezahlte die Cico SA Rechnungen nicht mehr.

An der Kreisschule im Fricktal wurde aber schnell eine Lösung gefunden. Inzwischen ist ein lokales Unternehmen für das Mittagessen der Schülerinnen und Schüler verantwortlich. Das funktioniere gut.

Im Kanton Basel-Stadt ist das Problem bekannt, dennoch sei die Entwicklung aktuell erfreulich, heisst es beim Erziehungsdepartement. «Wir arbeiten mit wenigen Firmen zusammen, die jeweils mehrere Kantinen führen», sagt Mediensprecherin Sandra Eichenberger. «So lassen sich Synergien nutzen.»

Subventionen unterschiedlich geregelt

In anderen Kantonen, wie zum Beispiel Luzern, scheint der Betrieb der Mensen gut zu laufen. Im Kanton Luzern werden die Malzeiten an den Kantonsschulen mit einem jährlichen Betrag von 500'000 Franken subventioniert. Dafür werden die Menüs zu Preisen angeboten, die eigentlich nicht kostendeckend sind.

Tisch in einer Mensa aus der Vogelperspektive, zwei Jugendliche sind am essen.
Legende: Ob das Essensangebot an Schulen subventioniert ist, ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Keystone/Gaetan Bally

Im Kanton Solothurn und Zürich stellen die Schulen Küche und Gastraum gratis zur Verfügung. Dafür legen die Kantonsschulen die Preise für die Menüs fest. An der Kantonsschule Solothurn gibt es zum Beispiel einen Pastateller mit Saucen nach Wahl für 8 Franken, für 9 Franken können die Jugendlichen den Teller am Buffet nach ihrem Gusto befüllen.

Aargau will Konzept überdenken

Im Aargau werden die Mahlzeiten nicht subventioniert. Aktuell sucht der Kanton eine Betreiberfirma für drei Schulen – neben den beiden Aarauer Kantonsschulen auch für die Kantonsschule in Stein, die im Sommer 2025 eröffnet wird.

Das klassische Mensakonzept funktioniert nicht mehr überall.
Autor: Samuel Müller Bildungsdepartement Aargau

Weil sich die Suche schwierig gestaltet, prüft das Bildungsdepartement alternativen Modelle. «Das klassische Mensakonzept funktioniert nicht mehr überall», sagt Samuel Müller, Leiter der Abteilung Finanzen und Organisation im Aargauer Bildungsdepartement.

Nun stünden alternative Konzepte zur Diskussion. Als Beispiel nennt Müller die Cafeteria Plus – eine Cafeteria mit einem ausgebautem Angebot oder ein betreuter Znüni-Service. Weiter soll geprüft werden, ob der Kanton künftig die Betreiberfirmen doch finanziell unterstützen soll.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 20.9.2024, 12:03 Uhr ; 

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