- In der Stadt Zürich sind bis jetzt schon doppelt so viele Menschen alleine zu Hause gestorben wie in anderen Jahren.
- Fachleute sehen einen klaren Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
- Sowohl der städtische Gesundheitsdienst als auch die Pro Senecute haben ihre Unterstützungsangebote angepasst oder stärker beworben.
Es ist ein Phänomen, welches vor allem in grösseren Städten Realität ist: Mehr Menschen leben alleine. In Zürich sind Singlehaushalte mit 44 Prozent die häufigste Haushaltsform. Bei den Senioren leben über 75 Prozent der über 80-Jährigen zu Hause, viele von ihnen alleine. Dies ist mit ein Grund, weshalb in Städten wie Zürich auch mehr Menschen alleine sterben.
Corona beschleunigt die Isolation
Für Peter Burri, Kommunikationsleiter von Pro Senectute Schweiz, ist klar, dass die Corona-Krise dieses Phänomen noch verstärkt. Dies zeigten ihre Beobachtungen in der Deutschschweiz: «Die Pandemie führt grundsätzlich dazu, dass man sich in die eigenen vier Wände zurückzieht, man geht weniger hinaus.» Zudem gebe es eine erwiesene Übersterblichkeit bei Menschen über 85. «Dies bedeutet, dass es in diesem Segment auch mehr Todesfälle gibt.»
Die Pandemie führt dazu, dass man sich in die eigenen vier Wände zurückzieht.
Pro Senectute versucht mit verschiedenen Massnahmen, die Vereinsamung von älteren Menschen zu lindern. Sie vermittelt zum Beispiel Brieffreundschaften und Besuche, verfügt über einen Einkaufsdienst und bietet telefonische Unterstützung
In der Stadt Zürich kümmert sich unter anderem der städtische Gesundheitsdienst um das Wohl der Seniorinnen und Senioren. Auch dort hat man den sozialen Rückzug eines Teils der älteren Bevölkerung wahrgenommen.
Während des 1. Shutdowns im Frühling und nun auch während der 2. Welle im Herbst verschickte die Stadt deshalb je 20'000 Briefe an die älteren Einwohner. Darin aufgelistet die Adressen sämtlicher verfügbarer Unterstützungsmöglichkeiten und mit dabei auch das Angebot von Hausbesuchen, falls dies erwünscht ist. «Das hat die Bevölkerung insgesamt sehr gut aufgenommen», sagt Klaus Fetscher von den städtischen Gesundheitsdiensten. «Wir verzeichneten schon in den ersten Wochen fast 500 Anrufe und etliche Zugriffe auf unsere Website», so Fetscher weiter.
Es ist eine Gratwanderung.
Schön wäre es, wenn sich auch noch mehr Menschen um ihre (älteren) Nachbarn kümmern würden. Stichwort: Nachbarschaftshilfe. Ein nicht ganz einfaches Thema, denn viele ältere Menschen möchten nicht in eine Abhängigkeit geraten. «Es ist eine Gratwanderung. Aber Mal nachfragen, ob es Unterstützungsbedarf gibt, das ist für die meisten schön zu hören.»
Insgesamt sei die Stadt Zürich aber gut aufgestellt, was Hilfsangebote angehe, sagt Klaus Fetscher. Das Wichtigste sei, dass die Leute davon erfahren. «Wir werden in den nächsten Jahren die Angebote noch sichtbarer machen.»