Die Schule im Berner Bümpliz gerät in die Kritik. Eltern von Schülerinnen und Schüler der Oberstufe im Schulhaus Bümpliz äussern sich besorgt über die Strafen und den Umgang mit Gewalt. Besonders kontrovers diskutiert werden die abmontierten Toilettentüren und das Verbot, in der Pause nach draussen zu gehen.
Die Situation begann mit einer neuen Regelung: Toilettentüren wurden entfernt, um Vandalismus einzudämmen. Eltern beklagen jedoch den Verlust der Privatsphäre und sprechen von Kollektivstrafen, die nicht zielführend seien. «Mein Kind hat versucht, den Toilettengang zu vermeiden, um peinlichen Situationen zu entgehen», berichtet eine besorgte Mutter. Die Schule betont, dass jedoch nur die Türen zu den WC-Anlagen und nicht zu den WC-Kabinen entfernt worden seien.
Inzwischen wurden die Türen wieder angebracht, jedoch bleiben sie verschlossen. Die Jugendlichen müssen sich einen Schlüssel bei Lehrpersonen holen und sich in einer Liste eintragen – was für viele unangenehme Kommentare und Druck bedeutet. Dies zeigen SRF-Recherchen.
Verletzte Lehrperson auf dem Pausenplatz
Ein weiterer Vorfall sorgt für Empörung: Nach einem Angriff auf eine Lehrperson auf dem Pausenplatz durften die Jugendlichen während der Pause mehrere Tage lang nicht nach draussen. Die Lehrerin musste medizinisch behandelt werden. Später soll sich herausgestellt haben, dass es ein Unfall war. Eltern kritisieren diese Massnahme als kontraproduktiv.
Auch der Unterricht steht auf dem Prüfstand. Die Einführung von Tablets und selbstständigem Lernen im letzten Sommer wird von Eltern als Überforderung bewertet. Einige Kinder wirkten während des Unterrichts apathisch und erhielten keine Unterstützung von Lehrpersonen. «Die Jugendlichen stehen nicht mehr im Mittelpunkt, und es fehlt an gegenseitigem Respekt», meint ein Elternteil.
Schule mit Herausforderungen
Die Schule räumt die Herausforderungen ein, verweist jedoch auf ein schwieriges Umfeld mit Gewalt und Vandalismus. Der Schulleiter, Bastian Stalder, bestätigt verschiedene Probleme. «Schon vor zwei Jahren haben wir eine Umfrage zur Gewalt gemacht. Wir waren negativ überrascht, wie viele Schülerinnen und Schüler schon Gewalt erlebt haben.»
Das sind keine Strafen, sondern Massnahmen.
Die Eltern und ihre Kinder empfinden die Massnahmen teilweise als Kollektivstrafen. Der Schulleiter kontert: «Das sind keine Strafen, sondern Massnahmen, welche wir jeweils genau prüfen.» Von der neuen Unterrichtsart ist er überzeugt. «Wir können so die Selbstständigkeit fördern.»
Die Erziehungswissenschaftlerin Doris Ittner von der Pädagogischen Hochschule PH Bern will das Vorgehen der Bümplizer Schule nicht kommentieren. Sie kenne weder die Schule noch die Situation im Detail. Ittner weist aber darauf hin, dass alle Schulen mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert sein können. «Am besten ist es, wenn alle Beteiligten – Eltern, Lehrpersonen, Schulleitung – am gleichen Strick ziehen und im Dialog bleiben.»
Nur gemeinsam könnten Lösungen gefunden werden. «Für die Lehrpersonen ist es wichtig, dass sie die Perspektive wechseln können.» Das heisst: Lehrpersonen sollten befähigt werden, das Verhalten der Jugendlichen zu deuten und zu verstehen.
Für die Lehrpersonen ist es wichtig, dass sie die Perspektive wechseln können.
Gegenüber neuen Lernformen ist die Erziehungswissenschaftlerin nicht abgeneigt, im Gegenteil. «Die neue Arbeitswelt verlangt viel Selbstständigkeit.» Aber: «Schülerinnen und Schüler, denen das schwerfällt, müssen von den Lehrkräften eng begleitet werden.»
Im Berner Westen bleibt die Diskussion offen – für die Schule, die Eltern und die Schülerinnen und Schüler.