Von der Skipiste direkt ans Konzert. Das ist das Konzept der Festivals, die im März oder April im Berggebiet stattfinden. Dann also, wenn viele den Frühling spüren und nicht mehr an Wintersport denken. Die Tourismusorganisationen erhoffen sich, dass so nochmals Schwung ins Geschäft kommt.
«Am Ende der Saison gibt es mehr freie Betten in den Hotels», sagt Thomas Christen. Er ist Tourismusdirektor in Andermatt, dem grössten Wintersportgebiet im Kanton Uri.
Mit Festivals seien bis zum Saisonende hohe Gästezahlen möglich. Gerade in Andermatt scheint das Konzertangebot rund um die Wintersaison zu boomen.
Konzept: eine breite Palette
Bereits im März 2015 gründete ein Verein das «Andermatt Live». Das Festival ist auf Rock- und Popkonzerte ausgelegt. Seit 2022 gibt es zudem ein Residenzorchester, das ganzjährig auftritt.
Nun kommt eine weitere Veranstaltung hinzu: Das «High Peak»-Festival bringt Mitte April erstmals Hip-Hop und Reggae in den Bergort. 5000 Tickets müsse das Festival verkaufen, damit die Rechnung aufgehe, sagt Mitorganisator Thomas Preissler.
Diese breite Palette an Konzerten ziehe, sagt Tourismusdirektor Thomas Christen. Eine Konkurrenz ums Publikum gebe es dabei nicht. «Die Angebote unterscheiden sich vom Stil her stark und sprechen deshalb auch nicht dieselben Leute an.»
Zudem sei eine gute Verteilung übers Jahr wichtig. Neben den Konzerten im Frühling gibt es ein Techno-Festival, das bewusst auf den Anfang der Saison gelegt ist.
Engpass Sponsoringgelder
«Mehr Kultur ist immer ein Gewinn», sagt auch Shane Lutomirski. Sie ist Mitgründerin des «Andermatt Live»-Festivals, das nun schon das zweite Jahr pausiert. «Es ist viel Freiwilligenarbeit, das können wir nicht mehr leisten.» Sie seien daran, sich finanziell neu aufzustellen.
Sind viele Festivals am gleichen Ort, könne es bei der Finanzierung zu Engpässen kommen, sagt Shane Lutomirski. «Alle sind auf die gleichen Partner angewiesen.» Das Geld kommt von Tourismusorganisationen oder ansässigen Unternehmen, die ihrerseits wieder von den Festivals profitieren können.
Tourismusdirektor Thomas Christen bestätigt die Beobachtung von Shane Lutomirksi. «Wir müssen uns gemeinsam die Frage stellen, wie es mit dem «Andermatt Live» weitergeht.» Die Konzerte in den letzten Jahren hätten überzeugt, ein Verein als Träger sei wohl aber nicht mehr zeitgemäss. Wie es mit dem Festival weitergeht, ist aktuell noch unklar.
Risikofaktor Wetter
Doch nicht nur fehlende Sponsoringgelder können ein Problem sein für ein Festival im Berggebiet. Es ist zwar möglich, dass zum Ende der Wintersaison bereits die Frühlingssonne wärmt. Es kann aber auch neblig und bitterkalt sein.
Genau dieses schlechte Wetter habe ihrem Festival einen Strich durch die Rechnung gemacht, sagt René Koller. Er präsidiert den Verein, der dieses Jahr zum dritten Mal das «Sörenberg Sounds» im Kanton Luzern organisiert hat. Es war die letzte Ausgabe.
«Dieses Jahr blieben die Publikumszahlen weit unter unseren Erwartungen», sagt René Koller zum Aus des Festivals. «Vielleicht ist Sörenberg für viele auch einfach zu weit weg», mutmasst er weiter zu möglichen Gründen für das schlechte finanzielle Ergebnis.
Für den Erfolg der Festivals zum Saisonende scheinen also auch nicht nur das Wetter, die Musik und die Sponsorengelder eine Rolle zu spielen, sondern auch die Lage des Wintersportortes.