Bekim Bunjaku ist stolz. Vor 18 Jahren kam er aus Kosovo in die Schweiz und baute in den vergangenen Jahren ein eigenes Gipsergeschäft in Wädenswil auf. Es läuft gut und wächst. Das sei nur mit viel harter Arbeit möglich gewesen, sagt der 43-Jährige: «Am Anfang waren 10 bis 13 Stunden normal.»
Dass er Ausländer ist und insbesondere am Anfang schlecht Deutsch sprach, sei kein Hindernis gewesen. Er habe seine Kunden eben mit seiner guten Arbeit überzeugen müssen. «Mit guter Arbeit kannst du etwas erreichen.» Die Ansprüche in der Schweiz seien sehr hoch. «Und mit der Qualität, die ich liefere, hat es funktioniert und funktioniert auch jetzt noch.»
Korruption als Auswanderungsgrund
Er habe sich hier rasch wohlgefühlt und typische Schweizer Tugenden wie Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit übernommen. Genau diese Qualitäten fehlten in seinem Heimatland. Kosovo leide unter einer wirtschaftlichen Krise und insbesondere unter der grassierenden Korruption: «Ich hoffe, es wird besser. Bisher ging es nicht gut. Deshalb sind nach dem Krieg viele gegangen. Die Politik dort fand ich nicht gut. Deshalb bin ich da.»
Und tatsächlich führte die schlechte wirtschaftliche Lage in Kosovo zu einem Exodus: In den letzten zehn Jahren verliessen fast 300'000 Personen ihre Heimat – vor allem junge Männer. Das habe das Land zusätzlich geschwächt, sagt auch Muse Komani. Der 42-Jährige ist Präsident der Handelskammer Schweiz-Kosovo. Die Handelskammer habe er gegründet, «damit wir Investoren nach Kosovo bringen können und die Wirtschaft dort verbessern können», sagt er. «Wir arbeiten hart daran, dass es Kosovo gut geht».
Man erreicht jedes Ziel, wenn man selber mit anpackt.
Hart arbeiten ist auch Komanis eigenes Motto. Er führt in der Stadt Zürich ein Steak-Restaurant – und zwar mit viel Fleiss: «All die Leute, die jeden Tag kommen, sehen mich am Grill stehen. Jedes Ziel erreicht man, wenn man selber mitanpackt.» Als er aus dem Kosovo in die Schweiz kam, war auch er beeindruckt von der Präzision und Pünktlichkeit der Schweizer. Er wünscht sich, dass seine Landsleute in Kosovo die Schweizer Tugenden kopieren.
«Ich hoffe, dass sie dort ticken wie die Schweizer, sozusagen wie Schweizer Uhren», lacht er. Die Wahlen vom Sonntag verfolgt Komani mit Interesse. Daran beteiligen wird er sich allerdings nicht. Ganz anders Bunjaku: Er reist extra in die Hauptstadt Pristina, um vor Ort an den Wahlen teilzunehmen.
Oppositionskandidatin solls richten
Er tut dies, obwohl er auch per Brief wählen könnte. Seine Stimme gibt er der Demokratischen Liga (LDK), weil ihn das Programm überzeugt: «Sie schauen wirklich für das Land.» Die konservative Partei tritt zum ersten Mal mit einer eigenen Spitzenkandidatin an, der 37-jährigen Juristin Vjosa Osmani.
Nicht nur für Bunjaku verkörpert sie den Wandel, den Kosovo so dringend braucht. Bisher geben in Kosovo immer noch ehemalige Kommandanten des Unabhängigkeitskampfes den Ton an. Ihnen wird aber die Verwicklung in Korruptionsfälle vorgeworfen. Osmani dagegen gilt als sauber.
Auch deshalb wählt Bunjaku die LDK. Denn er bleibt seiner Heimat verbunden: «Ich bin als Albaner geboren worden und ich sterbe auch als Albaner.» Ihn treibt die Hoffnung auf eine bessere Entwicklung in seinem Heimatland an. Das wäre für ihn eine Voraussetzung, um nach Kosovo zurückzukehren.