12 Tonnen schwer und 250 PS stark ist das weiss lackierte Ungetüm namens «Digger D250». Es erinnert an einen kleinen Panzer und hat einen stolzen Preis: Rund 700'000 Franken kostet das Kettenfahrzeug, welches ein Mitarbeiter der «Digger Foundation» zu Demonstrationszwecken ferngesteuert in Gang setzt.
Die Stiftung hat das Modell von der Mechanik und Elektronik bis zur Software eigenständig entwickelt. In den Werkstätten des ehemaligen Zeughauses von Tavannes (BE) schweissen Angestellte Motor und Einzelteile zusammen. Geschäftsführer Frédéric Guerne hat die Non-Profit-Organisation vor einem Vierteljahrhundert gegründet.
Gefragtes Know-how aus dem Berner Jura
Ausgerechnet hier, wo einst Geschütze lagerten, produziert «Digger» Technik, die andere Waffen vernichtet. Das Interesse am Know-how aus dem Berner Jura wächst wegen des jüngsten Krieges in Europa markant. Soeben ist Geschäftsführer Frédéric Guerne von der Ukraine-Wiederaufbau-Konferenz in Lugano zurückgekehrt. Die Entminung ist entscheidend für den Wiederaufbau des Landes.
In fast jedem Antrag ist die Rede von bis zu zehn Maschinen.
Er habe ein Dutzend Anfragen von Privaten, Landwirten, Stiftungen, Unternehmen oder regierungsnahen Kreisen, aber auch von der ukrainischen Gemeinschaft in der Schweiz erhalten. «Hinzu kommt, dass in fast jedem Antrag die Rede von bis zu zehn Maschinen ist», sagt Guerne.
Finanzielle Garantien fehlen
Die «Digger Foundation» mit ihren 20 Mitarbeitenden könne die Nachfrage allein nicht abdecken. Ein bis maximal zwei solcher Spezialgefährte pro Jahr könne man konstruieren. Deshalb suche man nach in- und ausländischen Partnern, die helfen könnten, die Kapazitäten auszuweiten.
Aber neben Lieferengpässen beim Material erschweren dem Team in Tavannes finanzielle Probleme die Arbeit. «Im Moment kommen Anträge, aber niemand hat das Geld», erklärt Guerne. «Wir müssen Leute finden, die bereit sind, zu spenden und auf diese Weise der Ukraine zu helfen.»
Hohe Effizienz, mehr Sicherheit
Dabei drängt die Zeit im kriegszerstörten Land, von dessen Getreidelieferungen zahlreiche Länder in Nordafrika und im Nahen Osten abhängen. Guerne schätzt, dass ungefähr 160'000 Quadratkilometer Land vermint sind. Dies entspreche der vierfachen Fläche der Schweiz. Gesicherte, zuverlässige Zahlen gibt es aber nicht.
Auf Äckern in der Ukraine wäre ein Ernten vielerorts zu gefährlich. Umso wichtiger wäre eine effiziente, maschinelle Entminung. Allerdings sei die Entschärfung von Hand, bei der Menschen ihr Leben riskierten, immer noch am meisten verbreitet. «Dabei schafft eine Person nicht mehr als 5 bis 10 Quadratmeter pro Tag. Ein Gerät wie unseres bringt es auf 300 bis 1800 Quadratmeter pro Stunde.»
Nie zuvor hatte das Minenproblem ein solches Ausmass.
In 17 Ländern waren die «Digger» schon im Einsatz. Selbst Minen mit bis zu zehn Kilo Sprengstoff können ihnen nichts anhaben. Der jüngste Krieg übertreffe alles, was er bisher gesehen habe, resümiert Chefingenieur Frédéric Guerne. «Nie zuvor hatte das Minenproblem ein solches Ausmass.»