Der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine treibt Schweizerinnen und Schweizer in Scharen auf die Strasse. Bis zu 20'000 Menschen versammelten sich laut den Organisatoren am Samstagmittag auf der Berner Schützenmatte. Viele Leute trugen aus Solidarität ukrainische Flaggen und Peace-Fahnen mit sich. Die Stimmung war ruhig und zugleich aufgeheizt.
Die Menschen haben eine grosse Wut im Bauch: «Putin ist ein Verbrecher. Der eklatante Bruch des Völkerrechts macht mich unglaublich wütend», sagte ein Kundgebungsteilnehmer zu einem Reporter von SRF.
SP-Co-Präsident Cédric Wermuth sprach zu den Protestierenden – und attackierte in einer Rede den Bundesrat scharf. «Die Regierung muss endlich Rückgrat zeigen, Sanktionen verhängen. Es ist absolut verantwortungslos, dass die Regierung Milliarden russische Gelder nicht sofort einfriert», so Wermuth unter tosendem Applaus der Kundgebungsteilnehmenden. Zustimmung gab es für weitere Rednerinnen und Redner, die unter anderem «Nein zum Krieg von Putin, Nein zu allen Kriegen» ausriefen und «keinen Franken dem Aggressor» forderten.
Danach zog der hunderte Meter lange Demonstrationszug durch die Berner Gassen. «Freie Ukraine, nieder mit Putin», skandierte eine junge Frau. Es nahmen auffällig viele Familien mit Kindern an der bewilligten Demo teil. «Ich will nicht, dass meine Kinder in einer kriegerischen Welt aufwachsen», sagte eine Mutter. Auf dem Kornhausplatz machte die Menge kehrt und zog anschliessend wieder Richtung Schützenmatte. Wegen des Wochenmarktes durften die Organisatoren nicht vor das Bundeshaus marschieren.
Grösste Friedensdemo seit dem Irak-Krieg
Chris aus dem Kanton Aargau hat momentan andere Sorgen. Er verbrachte vor einigen Jahren mehrere Monate in der Ukraine, seine Freundin weilt derzeit in Kiew. «Obschon sie sich an einem sicheren Ort befindet, mache ich mir natürlich grosse Sorgen». Er sei jedoch erfreut, wie viele Menschen heute in Bern gegen das Putin-Regime auf die Strasse gingen.
In der Tat: Die Bundesstadt erlebte am Samstag die grösste Friedensdemonstration seit 2003, als 40'000 Personen gegen die US-Invasion im Irak protestierten.
Zu Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine war am Samstag auch in Genf, Bellinzona, Basel und Luzern aufgerufen worden. Bereits am vergangenen Donnerstag war es zu Spontankundgebungen in mehreren Schweizer Städten gekommen, an denen insgesamt weit über tausend Menschen teilgenommen hatten.