Im Multikulti-Matthäusquartier ist die katholische Kirche St. Joseph ein wichtiger Treffpunkt. Obschon schräg gegenüber der Dreirosenanlage gelegen, die seit Jahren wegen Drogen und Gewalt Schlagzeilen macht, war es um diese Kirche bisher ruhig. Doch das hat sich nun geändert.
Leute werden angehauen und angerempelt.
Auf dem Kirchplatz auf der Rückseite und auch in der Kirche komme es zu Diebstählen und es würden Drogen versteckt, sagt Pfarreirat Werner Pachinger. «Leute werden angehauen und angerempelt.»
Darum hat sich die Pfarrei entschieden, Kameras am Eingang zu installieren, «damit man mindestens weiss, wer ein- und ausgeht». Zum Beispiel wer da war, wenn wieder einmal Exkremente in der Kirche hinterlassen wurden.
Doch die Video-Augen reichten nicht: Seit dem 4. November patrouillieren Angestellte einer Sicherheitsfirma im Quartier um die Kirche. Diesen privaten Sicherheitsdienst hat die Kirche zusammen mit Anwohnern beim Kanton beantragt. Dieser hat ihn innert einer Woche befristet bewilligt.
Patrouillen können Leute wegweisen
Basel-Stadt trägt die Kosten für die zwei Sicherheitsleute, die täglich drei Stunden unterwegs sind. Die Regierung hatte im Frühjahr Mittel gesprochen bis Ende Jahr, um die Situation mit Drogendealern und Ausschreitungen im unteren Kleinbasel zu verbessern; aus diesem Topf sind die Mittel.
Die Patrouillen haben auch Weisungsbefugnis, sagt Regine Steinauer, Leiterin der Abteilung Sucht im Basler Gesundheitsdepartement. «Sie können Menschen dazu auffordern, einen Platz zu verlassen, der nicht dazu gedacht ist, dass man sich dort aufhält.» Bei Delikten – etwa Gewalt – sei jedoch immer die Polizei zuständig.
Nebenan Gassenküche-Gäste beklaut
2021 ist die Gassenküche in ein Nachbarhaus der Kirche gezogen und gibt dort wochentags jeweils 200 Mahlzeiten sehr günstig an Armutsbetroffene aus. Deren Gäste seien aber nicht das Problem, sagen sowohl Pfarreirat Pachinger als auch Gassenküche-Leiter Andy Bensegger.
Gemäss Benseggers Beobachtungen sind die Personen, die bei der Kirche negativ auffielen, der Szene auf der Dreirosenanlage zuzuschreiben. «Das ist eine ganz andere Klientel, sehr viele Personen aus dem Maghreb.» Und sie versteckten sich gerne hinter der Kirche, neben der Gassenküche.
Diese Leute hätten sich auch in der Gassenküche schon vor einem halben Jahr sehr unbeliebt gemacht: Sie seien zum Essen gekommen, man habe ihnen die Regeln erklärt, dennoch hätten sie dann anderen Gästen, die ohnehin selbst schon kaum etwas besässen, Portemonnaies und Telefone gestohlen. «Inzwischen sind unsere Leute sehr aggressiv, wenn die da sind», sagt Andy Bensegger. Die Gassenküche habe dann Hausverbote ausgesprochen.
Vandalismus und Kriminalität in der Umgebung einer Gassenküche scheinen landesweit kaum ein Thema zu sein. Dass hingegen Dealer samt Kundschaft manchmal neue Orte in Beschlag nehmen, kommt immer wieder vor – zum Beispiel 2023 in Zürich der Park Bäckeranlage.
Im Kleinbasel hofft der St. Josephs-Pfarreirat jedenfalls auf eine präventive Wirkung, wenn sich die Massnahmen herumsprechen. Die Sicherheits-Patrouillen um die Kirche sind vorerst für vier Wochen bewilligt. Zeigt diese Massnahme Wirkung, kann sie gemäss Steinauer verlängert werden. Erfahrungsgemäss wirke solches indes oft nicht nachhaltig.