Die Situation in Kleinbasel hat sich in den letzten Monaten weiter zugespitzt: Laut Polizei sind in ganz Kleinbasel rund 70 Drogendealer unterwegs. Sie gehen auf Kinder auf dem Schulweg los und verkaufen ihre Drogen mittlerweile gar in den Schulhäusern.
Seit Monaten deponieren Anwohnerinnen und Anwohner ihre Sorgen bei der Basler Regierung: «Das ist tragisch. Tagtäglich werden Mädchen von Drogendealern angesprochen. Es ist eine Ohnmacht da», erzählt Claudia Gunzenhauser, Leiterin des Jugendzentrums Dreirosen an einem Drogenstammtisch, organisiert durch das Stadtteilsekretariat und das Onlinemagazin Bajour.
Schon 10-Jährige werden angedealt.
Das Problem ist auch der Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann bekannt: «Schon 10-Jährige werden angedealt oder auf dem Schulweg sexuell belästigt. Diesen Zustand können wir nicht tolerieren, das ist schlicht nicht normal.»
Als Sofortmassnahme hat die Sicherheitsdirektorin entschieden, rund um die Schulhäuser bei der Dreirosenmatte neu Sicherheitspersonal einzusetzen, das auf die Kinder aufpasst.
Basel ist mit diesem Problem nicht alleine. Eine ähnliche Situation gab es letzten Sommer auch in Zürich. Auch dort mussten Sicherheitsleute wegen des Drogenhandels auf die Schülerinnen und Schüler aufpassen.
In Zürich haben Sicherheitsleute geholfen
«Im Kreis 4 in der Innenstadt waren plötzlich vermehrt Drogenkonsumierende sichtbar. Rund um den Schulstart liessen wir bei vier Schulhäusern Personal patrouillieren», erzählt Mathias Ninck vom Zürcher Sicherheitsdepartement. Mittlerweile habe sich das Problem gelöst.
Neu gebe es mehr Sozialarbeitende, die sich um Dealer und Süchtige kümmerten. Die Stadt Zürich eröffnete eine neue Anlauf- und Drogenabgabestelle.
Weiterer Schauplatz: Romandie
Auch in der Westschweiz sind Drogendealer ein Problem für Kinder. In Lausanne etwa kämpfe eine Krippe mitten in der Stadt um ihren Garten. Direkt davor würden jeden Tag Drogen verkauft und konsumiert, erklärt SRF-Westschweiz-Korrespondentin Valérie Wacker.
In Genf forderten Eltern im Pâquis-Quartier einen hohen Zaun um ein Schulhaus, um die Kinder zu schützen. «In Genf hat man festgestellt, dass die Süchtigen immer verwahrloster und aggressiver werden», so Wacker.
Die betroffenen Akteure suchen nun nach Lösungen: «Der Konsumraum, die Behörden, die Polizei und Spitalmitarbeitende versuchen, gemeinsam an einem Strick zu ziehen. Aber pfannenfertige Lösungen kann auch Genf noch nicht bieten.»
Basel geht einen Schritt weiter
In Basel soll nun nicht nur das Sicherheitspersonal patrouillieren. Es werden auch mehr Sozialarbeitende an den Schauplätzen installiert. Das sei aussergewöhnlich für die Schweiz, heisst es auf Anfrage bei der schweizerischen Sicherheitsdirektorenkonferenz. Man wisse von keinem anderen Kanton, der das so mache.
Die Mittel des Kantons seien aber beschränkt, weshalb sich die Regierung auch an den Bund gewandt und dem zuständigen Bundesrat Beat Jans einen Brief geschrieben hat.
Nicht zuletzt, weil viele der Dealer abgewiesene Asylsuchende mit einem negativen Asylentscheid seien, erklärt Basels Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann. «Gerade bei den Dealern merken wir, dass ein grosser Anteil aus den Maghrebstaaten stammt, die sich rund um das Bundesasylzentrum aufhalten.» Man habe dem Bundesrat deutlich mitgeteilt, dass da etwas passieren müsse.