Was in Andermatt funktioniert hat, sollte doch auch am Urnersee gelingen. Das dürfte sich Samih Sawiris wohl gedacht haben, als er seine Pläne für ein Tourismusprojekt auf der Isleten zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte. Der Widerstand gegen die ersten Pläne war jedoch heftig: zu gross, zu mächtig, so der Tenor.
Sawiris liess das Projekt überarbeiten: Die Anlage soll statt 55'000 Quadratmeter noch 37'000 Quadratmeter gross werden. Zwar sind immer noch 50 Hotelzimmer geplant, diese sollen jedoch kleiner werden und einfacher im Standard. Auch der Hafen für 50 Boote wird verdichtet – Jachten haben keinen Platz mehr.
Nun rückt ein Aspekt in den Vordergrund, der zwar schon länger bekannt ist, in jüngster Zeit im Zusammenhang mit dem Projekt aber nur wenig diskutiert wurde: Der gesamte Vierwaldstättersee liegt im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN).
Urs Steiger sieht deshalb keine Chance für das Resort-Projekt von Samih Sawiris am Urnersee. Steiger ist Präsident des Landschaftsschutzverbands Vierwaldstättersee. Er bezweifelt, dass das Projekt in die Landschaft am Urnersee passt. Das Resort käme in unmittelbarer Nähe von Tellsplatte und Rütli zu liegen – immerhin sei das die Wiege der Schweiz. «Und diese Wiege wird mit dem Projekt ausgekippt», so Steiger.
Das Hauptproblem aus Sicht des Landschaftsschützers: An der Isleten soll ein Kanal für die Schiffe gebaut werden. Das sei ein massiver Eingriff in die schützenswerte Uferzone. Urs Steiger reiht sich damit ein in die wachsende Liste von Kritikern. Bereits zuvor hatten Rechtsexperten die Realisierung des Resorts in der «Sonntagszeitung» als unwahrscheinlich bezeichnet.
Resort als Chance für die Natur?
Die Urner Regierung sei sich des Werts der Landschaft bewusst und die Schutzziele seien ihr nicht egal, entgegnet der Urner Justizdirektor Daniel Furrer. Er betont aber auch: Weil auf der Isleten bereits das Areal der ehemaligen Sprengstofffabrik liegt, sei das Resort kein massiver Eingriff in die Natur.
Mit dem verkleinerten Projekt könnte das Gebiet sogar naturnäher gestaltet werden: «Mit dem Projekt werden unter Umständen grosse Renaturierungen realisiert, die sonst nicht möglich wären.»
Wir sind nicht naiv.
Die Projektleitung argumentiert ähnlich. Natürlich sei ihnen bewusst, dass es sich bei der Uferzone am See um eine geschützte Landschaft handle. «Wir sind nicht naiv», sagt Isidor Baumann. Der ehemalige Urner Ständerat ist Projektleiter der federführenden Isen AG.
Es würden aktuell verschiedene Abklärungen getätigt. Am Schluss müsse jedoch das konkrete Bauprojekt als Ganzes beurteilt werden. Und dieses liege noch gar nicht im Detail vor. «Es scheint nun so, als ob bereits Einzelelemente gesucht werden, um das ganze Projekt infrage zu stellen», so Baumann.
Verband hofft auf das Bundesgericht
Der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee bleibt bei seiner Ablehnung. Auch wenn ein Teil der Landzunge Isleten durch das Projekt renaturiert würde, sei der Verband bereit, bis an die letzte Instanz zu gelangen. «Wir zählen hier auf das Bundesgericht, das in solchen Fällen bisher immer eine klare Haltung hatte», sagt Präsident Urs Steiger.
Es scheint also tatsächlich so, als ob Samih Sawiris am Ufer des Urnersees mit seinen Ideen stärker im Gegenwind steht als damals in Andermatt.